Elektroschrott oft falsch entsorgt Nur jedes zehnte Gerät wird zurückgebracht

BERLIN · Das Umweltbundesamt fordert einfachere Rückgabe von alten Geräten beim Händler. Die sollen beim Thema in die Pflicht genommen werden.

 Ausrangiert: Sammelstelle für Elektrogeräte. Auch der Handel muss sie zurücknehmen.

Ausrangiert: Sammelstelle für Elektrogeräte. Auch der Handel muss sie zurücknehmen.

Foto: dpa

Jeder Bundesbürger schmeißt rechnerisch in einem Jahr knapp 570 Kilo Abfall in den Haushaltsmüll. Die Menge steigt – im Jahr 2000 waren es noch 460 Kilo. Dafür aber sammeln die Deutschen wie die Weltmeister: Bananenschale kommen in die Biotonne, die Zeitung ins Altpapier, ausgelöffelte Joghurtbecher in die gelbe Tonne – so weit, so einfach. Aber wohin kommen eigentlich das ausgediente Bügeleisen, die defekte Mikrowelle, der olle CD-Player? Da geht es oft schief.

„Nach wie vor werden zu wenige Elektrogeräte fachgerecht entsorgt“, sagte Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes, am Montag zum Auftakt der Europäischen Woche der Abfallvermeidung. Die findet jedes Jahr statt. Schwerpunkt 2018: gefährliche Abfälle. Besonders schlecht sehe es bei Kühlschränken, Waschmaschinen, Geschirrspülern, also den großen Helfern im Haushalt aus, meinte Krautzberger. Das sei zum einen pure Verschwendung, alte Elektrogeräte „wahre Schatzkisten“. In ihnen steckten Eisen, Stahl, Kupfer und Edelmetalle, die sich für neue Produkte nutzen ließen. Zum anderen gebe es ein gefährliches Problem: Im Elektromüll stecken auch Schadstoffe wie Quecksilber.

In Europa ist darum eine „Mindestsammelquote“ vorgeschrieben: 45 Prozent der Menge an Elektrogeräten, die drei Jahre zuvor im Schnitt auf den Markt gekommen ist. Im Jahr 2016 – das sind die aktuellsten Daten – verpasste Deutschland sie mit 44,95 Prozent zwar nur knapp. Doch gilt ab dem kommenden Jahr eine neue Quote von 65 Prozent. Diese würde Deutschland reißen, tut sich beim Sammeln und Recyceln künftig nicht mehr als heute. Zumal der Berg an Elektromüll steigt. Im Jahr 2016 sind hierzulande zwei Millionen Tonnen neue Elektro- und Elektronikgeräte verkauft worden – „so viel wie nie zuvor“, sagte Krautzberger. Die oberste Umweltschützerin mahnte: „Die Rückgabe der Elektroaltgeräte muss einfacher werden.“ So sollten Wertstoffhöfe „gut erreichbar“ sein und „bedarfsgerechte Öffnungszeiten“ haben, an denen die Bürger ihren E-Schrott abliefern können. Verbraucher können den alten Staubsauger und andere Elektrogeräte auch beim Handel abliefern.

Onlinehändler zur Rücknahme verpflichtet

Die Stiftung Elektro-Altgeräte Register bietet im Internet (www.ear-system.de/ear-portal) ein Verzeichnis aller Stellen an. Nur scheint das bisher wenig bekannt zu sein, in den vergangenen drei Jahren sei zumindest nur jedes zehnte ausrangierte Gerät zu einem Händler zurückgebracht worden, so Krautzberger. Dabei sind größere Einzel- und auch Onlinehändler wie Amazon schon seit anderthalb Jahren zur Rücknahme verpflichtet. Die Regel: Geräte mit einer Kantenlänge unter 25 Zentimetern lassen sich ohne Kassenzettel einfach so zurückgeben. Anders ist das bei größeren Geräten: Wer diese in einem Laden zurückgeben will, muss ein neues kaufen. Krautzberger forderte, die Bürger über diese Rücknahmepflicht der Händler besser zu informieren.

Das sehen die Experten im Bundesumweltministerium ähnlich. Florian Pronold, der parlamentarische Staatssekretär, kündigte an, dass in den nächsten Wochen alle Rücknahmestellen mit einem neuen Logo gekennzeichnet würden – ein Stecker und eine Batterie umrundet von zwei grünen Pfeilen. Bislang erschwerten manche Händler die Rücknahme, sie verschwinde in „mancher dunkler Ecke“, so Pronold.

Am besten sei es freilich, dass der E-Schrott erst gar nicht entstehe, Produkte müssten langlebiger, reparierbar, recyclingfähig designt würden, sagte Expertin Krautzberger.

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