Kommentar zur italienischen Bankenrettung Nur nicht provozieren

Meinung | Brüssel · Die EU-Finanzminister wollten sich nicht allzu sehr mit Italien befassen und nickten kurzerhand die Bankenrettung ab. Und das aus gutem Grund.

 Ausweg in der Krise: Italien und Spanien retteten wieder Finanzinstitute über den Staatshaushalt.

Ausweg in der Krise: Italien und Spanien retteten wieder Finanzinstitute über den Staatshaushalt.

Foto: Adobe Stock

Finanzminister gelten als eine ganz besondere Sorte von Politikern. Nahezu stimmungsunabhängig sanktionieren sie nüchtern Zahlen, Daten, Fakten. Doch bei der Runde der Euro-Kassenwarte am Montag war auf den Mienen deutlich die Vorfreude auf das Sommerloch zu spüren. Das belastende Thema Griechenland ist vorerst abgehakt. Und mit Italien wollte man sich auch nicht allzu intensiv befassen. Also deklarierte man den umstrittenen Einsatz von Steuergeldern zur Rettung dreier Institute kurzerhand zu einem erlaubten Eingriff um. Schließlich habe es sich ja nicht um Geldhäuser von nationaler, geschweige denn europäischer Bedeutung gehandelt.

Der eigentliche Grund dürfte an anderer Stelle zu suchen sein: Italien hat sich zum EU-Widerständler entwickelt, seitdem Rom mit seinen Bitten um solidarische Hilfe in Sachen Flüchtlinge vor eine Wand gefahren ist. Dass inzwischen italienische Diplomaten und Abgeordnete, wo auch immer möglich, Europas Vorankommen blockieren, bekommt kaum jemand mit, ist aber so etwas wie eine stille Rache. Eine weitere Provokation der Euro-Finanzminister hätte die Wut in Rom über die Partner zum Kochen gebracht. Also nahm man den kleinen Tabubruch hin und war zufrieden. Im Hinterkopf haben die Finanzminister ohnehin einen sehr viel weitergehenden Plan. Denn die Stichworte „Umbau“ oder „Vertiefung“ der Währungsunion stehen längst im Raum.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort