Studie über Frauen in Führungspositionen Nur wenige Vorstände in Dax-Firmen sind weiblich

Frankfurt/Main · Eine neue Studie zeigt, dass nur vier börsennotierte Firmen in Deutschland weibliche Vorstandsvorsitzende haben. Der Weg von Frauen an die Unternehmensspitze bleibt weiterhin steinig.

 Wenig Frauen arbeiten in Deutschland in Führungspositionen.

Wenig Frauen arbeiten in Deutschland in Führungspositionen.

Foto: picture alliance / Tobias Kleins

Immer noch sind in drei Viertel aller 160 börsennotierten Unternehmen die Vorstände männlich. Immerhin aber ist der Anteil der Frauen im Jahresvergleich leicht von 6,5 auf 7,3 Prozent gestiegen. Das hat eine Studie ergeben, die das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY halbjährlich erstellt. In den untersuchten Unternehmen, die im Dax, MDax, SDax und TecDax notiert sind, sind demnach jetzt 50 Vorstände weiblich, sieben mehr als ein Jahr zuvor. 636 aber sind männlich, 12 mehr als vor einem Jahr.

Die Managerinnen sind jedoch nicht gleichmäßig auf die Firmen verteilt, denn nur in 27 Prozent sitzt mindestens eine Frau im Vorstand, und nur bei vier Prozent sind es zwei oder mehr Frauen. Nur vier kleinere Unternehmen werden von Frauen geführt, je zwei Firmen, die im SDax beziehungsweise TecDax notiert sind. Sieben meist jedoch größere Unternehmen beschäftigen sogar zwei Managerinnen oder mehr, unter anderem Allianz, Daimler, Deutsche Bank, SAP und Siemens.

All das zeige, dass der Weg von Frauen in die Führungsspitzen der Unternehmen oft mühsam und steinig bleibe, gibt sich Ulrike Hasbergen, Partnerin bei EY, ernüchtert: „In den Vorstandsetagen sitzen mehrheitlich Männer, daran ändert sich trotz freiwilliger Quoten und öffentlicher Debatten wenig.“ Sollte die Zahl der Frauen in den Vorstandsgremien weiter so langsam steigen wie 2017, werde es bis zum Jahr 2038 dauern, bis ein Drittel der Vorstandsposten mit Frauen besetzt ist.

Eine Quote gibt es nicht

Eine Quote gibt es für Vorstände noch nicht, anders als für Aufsichtsräte. In den Kontrollgremien von 101 börsennotierten Firmen, die voll mitbestimmungspflichtig sind, müssen seit dem Jahr 2015 30 Prozent der Mandate mit Frauen besetzt sein. Das immerhin habe geholfen, sagt Hasbergen. Allerdings gilt auch hier: Druck hilft. Denn die Mitbestimmungspflicht in TecDax- und SDax-Firmen zeige, dass bei den nicht gesetzlich verpflichteten Unternehmen noch Nachholbedarf bestehe, moniert Jella Benner-Heinacher, Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Und auch in den anderen Firmen würden die wirklich machtvollen Positionen fast immer noch von Männern besetzt.

Aber das Beispiel der Aufsichtsräte zeigt: Es gibt genügend Frauen, die die nötige Qualifikation auch für den Vorstand haben: Ausreden zählten nicht mehr, mahnt EY-Partnerin Hasbergen. Unternehmen seien gut beraten, diese zu fördern und ihnen auch die Chance auf entsprechende Vorstandsposten zu geben: „Ansonsten dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis wir auch dafür eine gesetzliche Quote bekommen“, glaubt die EY-Partnerin. Denn wegen der guten Konjunktur werde der Fachkräftemangel immer deutlicher. „Gut ausgebildete Frauen werden heute dringender in den Konzernen benötigt denn je.“ Wer ihnen nicht entsprechende attraktive Angebote machen könne, werde im Wettbewerb um Fachkräfte das Nachsehen haben.

Bundesfamilienministerin drohte mit Quote

Schon im März vergangenen Jahres hatte die damalige Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) damit gedroht, auch eine Quote für Vorstände einzuführen. Auch ihre Nachfolgerin Katarina Barley hatte im Sommer, noch vor der Bundestagswahl, angekündigt, man gebe der Wirtschaft noch ein Jahr Zeit, die Sache selbst zu regeln. Ob eine neue Bundesregierung diese Ankündigung wahr machen wird, ist derzeit wegen der laufenden Sondierungsverhandlungen offen.

Immerhin ist die Zahl der Managerinnen in den großen Dax-Unternehmen am stärksten gestiegen, während es in den MDax-Firmen keine Veränderung gab. in 21 der 30 Dax-Unternehmen arbeitet mindestens ein weibliches Vorstandsmitglied, vor einem Jahr waren es nur 17. Dabei ist die Telekommunikationsbranche besonders offen für Frauen.

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