Brent fällt unter 60 US-Dollar Ölpreise beschleunigen Talfahrt

New York/London · Öl ist so billig wie noch nie in diesem Jahr - an den Rohstoffmärkten herrscht ein Überangebot. Beim Spritpreis macht sich der Preisverfall bisher allerdings noch nicht bemerkbar.

 Das weltweit hohe Angebot an Rohöl lastet weiterhin auf dem Markt.

Das weltweit hohe Angebot an Rohöl lastet weiterhin auf dem Markt.

Foto: Jan-Philipp Strobel

Die Talfahrt der Ölpreise hat sich am Freitag beschleunigt. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent fiel erstmals seit Oktober 2017 unter 60 US-Dollar.

Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) 59,13 US-Dollar. Das waren 3,47 Dollar weniger als am Vortag. Noch deutlicher war der Rückgang bei US-Öl. Hier brach der Preis zeitweise um etwa sieben Prozent ein. Zuletzt fiel der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI um 3,72 Dollar auf 50,91 Dollar.

Das weltweit hohe Angebot an Rohöl lastet weiterhin auf dem Markt. Jüngste Zahlen von Saudi-Arabien deuten darauf hin, dass die Fördermenge im führenden Opec-Land ein neues Rekordhoch erreicht hat. Gleichzeitig mehren sich die Signale, dass sich die Weltwirtschaft abschwächt. So waren Konjunkturdaten aus der Eurozone sehr schwach ausgefallen. Eine weniger dynamische Wirtschaft braucht auch weniger Rohöl.

Beim Spritpreis macht sich der Preisverfall bisher allerdings nicht bemerkbar. Laut dem Vergleichsportal clever-tanken.de bewegt sich der Preis für einen Liter Super E10 bei etwa 1,50 Euro, vor einem Jahr waren es gut 1,30 Euro. Der Preis für einen Liter Diesel liegt im Durchschnitt in den 100 größten Städten Deutschlands laut dem Portal aktuell bei knapp 1,40 Euro - gegenüber weniger als 1,20 Euro vor einem Jahr. Als Gründe werden unter anderem Lieferengpässe wegen Niedrigwassers auf dem Rhein genannt. Außerdem reagieren die Benzinpreise in der Regel mit Verzögerung auf die Ölpreisentwicklung.

Die Finanzmärkte schauen jetzt auf die Opec. Das Ölkartell dürfte auf seiner nächsten Zusammenkunft Anfang Dezember über eine Kürzung seiner Förderung diskutieren. Nach Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank wächst der Druck auf das Ölkartell und vor allem auf Saudi-Arabien, die Produktion zu kürzen.

Marktbeobachter begründeten die aktuelle Talfahrt der Ölpreise auch mit der Entwicklung der Ölreserven in den USA. Nach jüngsten Angaben der US-Regierung waren die Lagerbestände an Rohöl in der vergangenen Woche die neunte Woche in Folge gestiegen. Dies ist der längste Zuwachs seit März 2017 und ebenfalls ein Hinweis für ein hohes Angebot auf dem Markt.

Der Einbruch der Ölpreise kurz vor dem Wochenende könnte laut Händlern auch mit dem Feiertag in den USA am Donnerstag zusammenhängen. Da viele Marktteilnehmer auch am Freitag den Börsen ferngeblieben sind, ist auch das Handelsvolumen niedriger. Dies führt tendenziell zu höheren Kursausschlägen.

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