Die neuen Kontrolleure aus Halle Neue Online-Glücksspielbehörde für die Länder nimmt Arbeit auf

Halle/Saale · Zum 1. Januar startet die Regulierungsbehörde für Online-Glückspiel in Halle, eine zentrale Behörde aller 16 Bundesländer. Erstmals überhaupt werden Sportwetten und Online-Automaten zentral überwacht und bundesweite Lizenzen vergeben.

Das nächste Spiel ist auf dem Smartphone nur wenige Fingertipper entfernt und kann Abhängige schnell in Versuchung führen.

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In Halle tut sich dieser Tage Außergewöhnliches: Am 1. Januar startet eine neue Behörde, die Glücksspielbehörde der Länder (GGL). Was einfach klingt, markiert vor allem das Ende eines langjährigen Hickhacks der Bundesländer darüber, wer jetzt was wie zu regulieren hat im Glücksspielwesen. Wie Spieler wirksam geschützt werden können. Und wie man mit Zocken im grenzenlosen Internet überhaupt umgehen soll.

Im Glücksspielstaatsvertrag 2021, praktisch der fünfte Versuch seit 2008, einigten sich die Länder darauf, den Online-Markt zu öffnen. Sie vereinbarten schärfere Kontrollen und eine neue zentrale Behörde mit Sitz in Halle, die das Ganze überwacht. „Vereinfacht kann man sagen: Wir kümmern uns um alle Glückspiele im Internet – außer Online-Roulette“, fasst GGL-Co-Vorstand Ronald Benter zusammen.

Lizenzen, die nur in Schleswig-Holstein galten

Lange waren sich die Länder vor allem bei Online-Glückspiel nicht einig. Zeitweise gab es Lizenzen, die nur in Schleswig-Holstein galten, als hielten sich Spieler und das Internet an die Grenzen der Bundesländer. Zudem gab es eine große Grauzone von Anbietern vorzugsweise mit Sitz auf Malta. Das Land tauscht sich als einziges EU-Land nicht mit den anderen über Glücksspiel aus. Dazu kommt, wie es jemand aus der Branche sagt: „Ein Anbieter aus Curacao ist immer nur einen Klick entfernt.“ Dahinter verbirgt sich illegales, aber für viele Spieler aufregendes Onlineglückspiel mit vermeintlich hohen Gewinnen, aber ebenso hohem Risiko und ohne Kontrolle.

Der Markt ist riesig. Allein mit Sportwetten, dem vor digitalen Automatenspielen größten Online-Segment, setzten die legalen Anbieter 2021 rund 9,4 Milliarden Euro um. Tendenz steigend.

Zumindest die Sportwettunternehmen sehen die GGL positiv, klingen fast überschwänglich: „Wir wünschen der GGL viel Erfolg dabei, einen gut regulierten, sicheren und auch attraktiven Glücksspielmarkt in Deutschland zu gewährleisten und gleichzeitig den Schwarzmarkt effizient zu bekämpfen“, heißt es beim Deutschen Sportwettenverband.

Offiziell eingerichtet haben die Länder die Behörde am 1. Juli 2021, Benter und Co-Vorstand Benjamin Schwanke, beide mit reichlich Erfahrung bei der Glücksspielregulierung in Schleswig-Holstein, bauten sie auf. Nach und nach übernahm sie Aufgaben der jeweiligen Länderkontrollbehörden. Seit 1. Juli 2022 bekämpft sie illegales Glücksspiel im Internet, jetzt zum 1. Januar vergibt sie auch bundesweit Lizenzen. Bisher waren je nach Art des Glücksspiels unterschiedliche Bundesländer zuständig, für Sportwetten etwa Hessen. Derzeit arbeiten 75 Beschäftigte bei der GGL, es sollen mehr als 100 werden.

IP-Blocking ist ein neues Instrument

„Jede europäische Firma mit Empfangs-Adresse in Deutschland kann eine Erlaubnis beantragen“, sagt Benter. „Wir prüfen, ob alle notwendigen Voraussetzungen zum Schutz der Spieler erfüllt sind, dann erhalten sie auch eine Erlaubnis.“ Erfasst sind die Unternehmen auf einer Liste, die auf den Seiten der Behörde veröffentlicht ist.

Wer nicht auf der Liste steht und dennoch in Deutschland Online-Glücksspiel anbietet oder bewirbt, bekommt es ebenfalls mit der Behörde zu tun. Sie versucht, Geldflüsse zu blockieren oder die Internetseiten abzuschalten, sogenanntes IP-Blocking. „Beim Unterbinden von Zahlungen haben wir in Deutschland bereits gut zehn Jahre Erfahrung“, sagt GGL-Co-Vorstand Schwanke. „Die Zahlungsdienstleister dürfen nur an Firmen überweisen, die auf der sogenannten Whitelist stehen, also eine Erlaubnis haben.“

Anders sieht es damit aus, einen Internetanbieter in Deutschland abzuschalten: „Das IP-Blocking ist ein relativ neues Instrument“, sagt Schwanke. „An den Einsatz sind hohe Hürden geknüpft. Wir haben mehrere Internetprovider aufgefordert, die Angebote von illegalen Glücksspielanbietern zu sperren. Dagegen ist Klage erhoben worden, die gerichtliche Klärung bleibt abzuwarten. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir uns durchsetzen.“