Oddo BHF mit erfolgreichem Standort in Köln Philippe Oddo: „Ich bin ein Drei-Tage-Manager“

KÖLN · Philippe Oddo, Chef von Oddo BHF, arbeitet drei Wochentage in Deutschland. Den Rest seiner Arbeitszeit verbringt der Manager in Frankreich.

 Philippe Oddo

Philippe Oddo

Philippe Oddo spricht fließend deutsch. Gelernt hat das der im September 1959 in Paris geborene Chef der Privatbank Oddo BHF als Schüler und Student in Deutschland. Im Alter von 14 Jahren war der Franzose vier Monate in einem Internat bei Kleve und zehn Jahre später für ein Auslandssemester an der Uni Köln. Bei Professor Hans Egon Büschgen habe er Bankbetriebslehre studiert, so Oddo. Gewohnt habe er im Studentenheim in Hürth-Efferen. „Ich habe viele Freundschaften geschlossen“, erinnert er sich weiter. Seit zwei Jahren nehme er zusätzlich Deutschunterricht.

Oddo begann 1984 in fünfter Generation seine Karriere im Familienunternehmen. Drei Jahre später stieg er zum Partner auf. Zwei Anläufe waren nötig, um die BHF Bank zu übernehmen. Ein erster 2011 scheiterte. Nach fünf Jahren „aggressiver Geduld“, so Oddo, kam er dann zum Zug. Oddo BHF ist jetzt ein Bankhaus mit einem verwalteten Kundenvermögen von 100 Milliarden Euro. 2300 Mitarbeiter hat die Gruppe, davon 1300 in Deutschland. Hier ist auch Oddo regelmäßig. „Ich bin ein Di-, Mi-, Do-Manager“, sagt er lachend. In der Wochenmitte arbeitet er in Deutschland, die andere Zeit in Frankreich.

Geführt wird die Bank von vier Franzosen und vier Deutschen. Teamarbeit sei ihm wichtig. Der Familie Oddo gehören zwar 60 Prozent der Anteile an der Bank. „Ich veranstalte aber keine Ein-Mann-Show“, so Oddo. Schließlich hielten auch die Mitarbeiter rund 30 Prozent der Anteile und wollten mitentscheiden. Diese Beteiligung binde auch Mitarbeiter und befördere unternehmerisches Denken. Und das sei wichtig für den Umgang mit Kunden, die in der Regel Unternehmer sind.

Erasmus-Programm für Manager

Das Institut ist in der Aktienanalyse aktiv sowie im Unternehmens- sowie Kapitalmarktgeschäft und verwaltet große Privatvermögen. Ein freies Vermögen von einer Million müssen Kunden mindestens haben. Das Institut will laut Oddo in allen Bereichen wachsen. So wird auch in Köln, einem der erfolgreichsten Standorte der Bank, eine neue Stelle geschaffen. Demnächst betreuen 15 Mitarbeiter die Kunden. Die Zentrale ist in Frankfurt.

Ins laufende Jahr sei das Institut gut gestartet, so Oddo. 2017 habe es im Deutschlandgeschäft eine „schwarze Null“ gegeben, wobei die BHF-Bank noch eine „rote Null“ ausgewiesen habe. Neben ihr gibt es hier noch das Frankfurter Wertpapierhandelshaus Seydler und Oddo Meriten in Düsseldorf. „Im vergangenen Jahr hat die Gruppe ihre Erträge konzernweit von 577 Millionen auf 591,5 Millionen Euro gesteigert“, so Oddo. Das operative Ergebnis habe 99,7 Millionen betragen, nachdem zahlreiche Sondereffekte es 2016 auf 47 Millionen Euro gedrückt hatten.

Oddo BHF habe vor allem Familienunternehmen im Fokus. Die gebe es in Deutschland mehr als in Frankreich. Das mache diesen Markt attraktiv. Oddo sieht die Bank gut aufgestellt. Führungskräfte beider Länder sollten das jeweils andere Land aber besser kennenlernen.

Eine Art Erasmus-Programm, mit dem Studenten derzeit das Nachbarland kennenlernen können, schwebt ihm auch für Manager vor. Bis zu drei Jahren, so seine Idee, sollten Manager im Nachbarland arbeiten können und dabei weiter Sozialversicherungsbeiträge und Steuern im Heimatland entrichten. Erst wenn sie die unterschiedlichen Steuer- und Sozialsysteme kennen würden, sollten sie sich für ein System entscheiden müssen. Kennenlernen wird das Nachbarland auch eine seiner drei Töchter, die er neben einem Sohn hat. Sie kommt nach Frankfurt, um in der Abteilung Finanzanalyse der Bank zu arbeiten.

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