Kürzere Lieferfristen Möbelpreise um zehn Prozent gestiegen

Köln · Kräftige Wachstumsraten verzeichnet die deutsche Möbelindustrie. Allerdings belasten gestiegene Preise für Vorprodukte die Branche. Lieferfristen der Hersteller verkürzen sich leicht.

 Die Möbelindustrie kämpft zwar zweiter mit Lieferengpässen, aber die Lieferfristen sind etwas kürzer geworden.

Die Möbelindustrie kämpft zwar zweiter mit Lieferengpässen, aber die Lieferfristen sind etwas kürzer geworden.

Foto: dpa-tmn/Uwe Umstätter

Das Bedürfnis, es sich in den eigenen vier Wänden hübsch zu machen, hat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nicht nachgelassen. Der Umsatz der deutschen Möbelindustrie legte um 13,4 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro zu, nachdem er schon 2021 gewachsen war. Nachdem die Hersteller 2021 durch Materialmangel ausgebremst wurden, hat sich die Lage nach Auskunft der Verbände der deutschen Möbelindustrie mit Sitz in Bad Honnef etwas entspannt. Statt acht bis zehn Wochen müssen Möbelkäufer lediglich im Durchschnitt sechs bis acht Wochen auf ihr neues Stück warten, erläuterte Verbandsgeschäftsführer Jan Kurth. Massivholz sei weiterhin schwer zu bekommen.

Wachstumsmotor Küchenmöbel

Nach Angaben der amtlichen Statistik verzeichnete die Küchenmöbelindustrie einen kräftigen Umsatzanstieg um 12,4 Prozent auf rund 3,2 Milliarden Euro: „Sie erwies sich damit erneut als wichtiger Wachstumsmotor der Branche“, sagte Kurth. Den höchsten Umsatzanstieg registrierten die Hersteller von Polstermöbeln, deren Umsätze von Januar bis Juni 2022 um 19,1 Prozent auf 577 Millionen Euro zulegen konnten.

Allerdings entfielen von den durchschnittlich 13,4 Prozent Umsatzwachstum der Hersteller rund zehn Prozent auf gestiegene Preise. Die Hersteller verzeichneten massive Versteuerungen bei ihren Vorprodukten: So hätten die Erzeugerpreise für Holzwerkstoffe wie Spanplatten im Juni um 46,4 Prozent über dem Vorjahresmonat gelegen, sagte Kurth.

Im Juni und Juli sind die Möbelkäufe der Deutschen eingebrochen. Besonders günstige Möbel litten unter der Kaufzurückhaltung. Kurth führt den Rückgang auf das große Nachholbedürfnis in Sachen Urlaub zurück. Für das zweite Halbjahr rechnet der Verbandsgeschäftsführer mit einem Umsatzwachstum von sechs bis acht Prozent. Zu Jahresbeginn hatte der Verband noch zehn Prozent erwartet. Doch die höheren Preise für Lebensmittel und Energie, die drohende Gasknappheit sowie die Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs drückten auf die Stimmung der Verbraucher.

Viele Importe aus China

Die deutschen Möbelimporte stiegen im ersten Halbjahr um 13,5 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro. Wichtigster Lieferant war China, vor Polen und Italien. Besonders gut liefen die Exporte der deutschen Hersteller nach Großbritannien mit einem Plus von 17 Prozent. Der britische Markt entwickelte sich nach der Unterzeichnung des Handelsabkommens mit der EU sich zum fünftwichtigsten Exportmarkt der deutschen Möbelindustrie, erläuterte Kurth. Frankreich belegt Platz eins der wichtigsten Exportmärkte mit einem leichten Minus von 2,8 Prozent. Besonders positiv war aus Branchensicht, dass die deutschen Möbelexporte in die USA von Januar bis Juni um 25,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 145 Millionen Euro kletterten. Damit wies der US-Markt die höchste Steigerungsrate auf.

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