Max Conze ProSiebenSat.1-Chef: Deutsche TV-Plattform auf gutem Weg

München · Online-Videotheken wie Netflix machen deutschen Fernsehsendern zu schaffen, Hollywood steht mit eigenen Diensten am Start. Doch die heimischen Sender bieten Paroli.

 ProSiebenSat.1-Chef Max Conze: "Das Produkt wird komplett neu gebaut."

ProSiebenSat.1-Chef Max Conze: "Das Produkt wird komplett neu gebaut."

Foto: Felix Hörhager

ProSiebenSat.1-Chef Max Conze will eine gemeinsame Internet-Plattform deutscher Fernsehsender Mitte 2019 starten. "Wir sind auf einem ganz guten Weg mit den Öffentlich-Rechtlichen, wie wir deren Inhalte darstellen können", sagte er im Münchner Club der Wirtschaftspresse.

Er wolle auch mit RTL zusammenkommen, "aber das passiert nicht morgen früh". Mit dem neu berufenen RTL-Deutschland-Chef Bernd Reichart habe er noch nicht gesprochen.

RTL-II-Geschäftsführer Andreas Bartl sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir warten jetzt einmal ab, ob eine solche Plattform kommt." Im Wettbewerb mit Global Playern wie YouTube, Netflix oder Amazon und angesichts vieler Mediatheken sei die Idee einer gemeinsamen Plattform kundenorientiert gedacht und deshalb gut nachvollziehbar. Aber das Kartellamt habe in der Vergangenheit Bedenken gehabt.

Conze hatte bereits im Juni angekündigt, mit dem US-Medienkonzern Discovery eine Streaming-Plattform für deutsche Zuschauer aufzubauen, und RTL, ARD und ZDF eingeladen, "mit uns gemeinsam einen deutschen Champion zu schaffen". Die gemeinsame Plattform werde sich auf persönliche Vorlieben jedes Zuschauers einstellen und ihm nicht nach einem Abruf mehrfach nacheinander dasselbe Genre vorschlagen wie die US-Konkurrenz. "Das Produkt wird komplett neu gebaut."

Netflix und Co. seien starke Konkurrenten. Aber "wir verstehen Deutschland und die Menschen in Deutschland besser" mit 25 Jahren Fernseh-Erfahrung, sagte Conze. ProSiebenSat.1 wolle dieses Pfund wieder stärker nutzen und mehr eigene Comedy, Livesendungen, Magazinformate und Infotainment senden - auch digital. Zugleich werde das Unterhaltungsangebot stärker mit den eigenen Internetshops und -Portalen verknüpft. Die Umsetzung der Pläne sei indes schwierig und teuer. ProSiebenSat.1 müsse den zuletzt enttäuschten Aktionären 2019 erste Beweise liefern, dass die Rechnung aufgehen werde.

Bartl sagte, die meisten deutschen Zuschauer wollten nicht nur anspruchsvolle Netflix-Serien sehen: Es werde "immer ein großes Bedürfnis nach massentauglicher Unterhaltung geben. Und nach Themen, die für das Leben der Zuschauerinnen und Zuschauer relevant sind". US-Lizenzware komme weniger an oder sei nicht mehr zu bekommen - auch das stärke den Trend zu Eigenproduktionen. Denn für große Hollywood-Studios seien eigene Streaming-Plattformen ein logischer Schritt, um nicht mit ihren Filmen Netflix und Amazon noch größer zu machen.

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