Sorge um Flugrechte bei Brexit Reisekonzern Tui trotzt Hitze und Last-Minute-Preiskampf

Hannover/Stuttgart · Im Sommer verbrachten viele Menschen den Urlaub im eigenen Land - die Hitze gab wenig Anlass zu Fernreisen. Der weltgrößte Reisekonzern kann dem Trend standhalten. Sorgen bereitet TUI aber der Brexit.

 Passagiere vor dsm TUI Service Desk am Flughafen Palma de Mallorca Schlange.

Passagiere vor dsm TUI Service Desk am Flughafen Palma de Mallorca Schlange.

Foto: Clara Margais

Der weltgrößte Reisekonzern Tui hat dem heißen Sommer und dem Preiskampf im Last-Minute-Geschäft getrotzt.

Obwohl viele Mittel- und Nordeuropäer die sonnigen Monate diesmal zu Hause statt am Strand verbrachten, zählte Tui vier Prozent mehr Gäste als ein Jahr zuvor. Und während der wichtigste Rivale Thomas Cook (Neckermann Reisen) sein Gewinnziel am Montag zusammenstreichen musste, hielt Tui-Chef Fritz Joussen an seiner Prognose für das Geschäftsjahr 2017/18 fest. Das verkündete das Unternehmen am Donnerstag in Hannover. Allerdings bangt TUI um Flugrechte, da der Brexit das Verhältnis zwischen EU und Großbritannien umwälzen dürfte.

Angesichts der Buchungszahlen für die wichtigste Reisezeit des Jahres zeigte sich Joussen in seiner Strategie bestätigt. Im laufenden Geschäftsjahr, das am 30. September endet, soll der um Sonderposten bereinigte operative Betriebsgewinn abseits von Währungsschwankungen wie geplant um mindestens zehn Prozent steigen.

Dass viele Europäer den ungewöhnlich heißen Sommer zu Hause verbrachten, ging aber auch an Tui nicht spurlos vorbei. So sei es unwahrscheinlicher geworden, dass der Konzern seine Gewinnprognose übertreffe, bestätigte Joussen seine Einschätzung von Anfang August.

Denn das extrem heiße Wetter hatte die Nachfrage nach Urlaubsreisen in diesem Sommer gedämpft. Reiseveranstalter und Fluggesellschaften versuchten daher, Kunden mit Preissenkungen doch noch in die Ferne zu locken - und die von ihnen schon eingekauften Hotelzimmer und Flugtickets loszuschlagen. Dies drückte auf die Gewinnspannen. Bei Tui gaben die Urlauber für Pauschalreisen im Sommer daher im Schnitt nur rund ein Prozent mehr aus als im Vorjahr.

Dennoch lief es bei Tui deutlich besser als bei Thomas Cook. Das britische Unternehmen, das in Deutschland vor allem mit Neckermann Reisen und der Fluglinie Condor präsent ist, musste seine Gewinnerwartungen in diesem Sommer gleich zweimal kappen. Am Montag räumte Konzernchef Peter Fankhauser ein, dass der operative Gewinn im ablaufenden Geschäftsjahr mit 280 Millionen britischen Pfund (314 Mio Euro) rund 50 Millionen Pfund niedriger ausfallen dürfte als im Vorjahr. Zugleich nahm Finanzchef Bill Scott seinen Hut.

Der Sommer ist für Reiseveranstalter die wichtigste Zeit des Jahres. In den warmen Monaten fahren sie meist ihre Gewinne ein - und müssen damit Verluste aus den reiseschwachen Wintermonaten ausgleichen.

Dem Ausstieg der Briten aus der EU sieht der Tui-Konzern inzwischen gelassen. "Der Großteil des Brexit hat bei uns schon stattgefunden", sagte Joussen am Mittwochabend Journalisten in Stuttgart. Der Kursverfall des britischen Pfunds gegenüber dem Euro, der nach dem Referendum Mitte 2016 begann, habe zu einem Kostenanstieg von 20 Prozent und neun Prozent höheren Preisen in England geführt. Entsprechend schrumpften die Margen des Veranstalters.

Die wichtigste Frage beim Brexit ist für den Reisekonzern die zu den Flugrechten. Zu Tui gehören verschiedene Fluggesellschaften wie Tuifly und die britische Tui Airways. Insgesamt verfügt der Konzern nach den Worten von Joussen über 150 Maschinen. "Die Frage ist eben, wie halten wir unsere Flugrechte", sagte Joussen. So ist Tui zwar eine deutsche Aktiengesellschaft, die Mehrheit der Aktien gehört aber britischen Investoren und dem Russen Alexej Mordaschow.

Das könnte nach derzeitigem Stand nach einem Brexit ein Problem werden. Denn nach einem EU-Austritt Großbritanniens befänden sich die Tui-Fluggesellschaften dadurch nicht mehr mehrheitlich im Besitz von EU-Aktionären. Damit könnten die Start- und Landerechte der Airlines in Gefahr geraten. Wie die künftigen Regelungen zwischen der EU und Großbritannien aussehen, ist noch völlig offen. Daher bereitet sich Tui auf verschiedene Szenarien vor. Die Belastungen für diese Notfallpläne hielten sich aber in Grenzen, sagte Joussen.

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