Weitere Airline pleite Rekord-Rückholaktion wegen Pleite von Monarch

Frankfurt · 110.000 Fluggäste wollen trotz Pleite von Monarch nach Hause. Experten sehen weitere Konsolidierung auf dem Markt.

„Monarch Airlines has ceased trading.“ Das immerhin haben die Manager der fünftgrößten britischen Luftfahrtgesellschaft am Montag noch auf ihre Internetseite gehievt, die Mitteilung also, dass das Geschäft eingestellt sei. Dazu kamen ein paar Hinweise an Kunden, wie sie denn nun nach Hause kommen. Die Pleite hat rund 110.000 Fluggäste von Monarch im Ausland zunächst alleingelassen. Es ist nach Alitalia und Air Berlin die dritte Pleite eines Luftfahrtunternehmens binnen weniger Wochen.

Die britische Regierung griff schnell ein. Sie beauftragte die Luftfahrtbehörde CAA, mehr als 30 Flugzeuge zu chartern, um die Monarch-Kunden zurückzuholen. Eine Aktion dieses Ausmaßes habe es in Friedenszeiten in Großbritannien noch nie gegeben, teilte das Verkehrsministerium mit. Die ersten staatlich organisierten Heimkehrer waren 165 Passagiere, die von Ibiza nach London geholt worden waren. Passagiere aus Deutschland scheinen kaum betroffen.

Es ist die größte Pleite einer Airline in Großbritannien

Die Pleite von Monarch Airlines gilt als die bisher größte in Großbritannien. Monarch-Chef Andrew Swaffield sagte, sein Unternehmen habe Kunden vor allem nach terroristischen Attacken in Ägypten und Tunesien verloren und dem deutlichen Rückgang des Türkeigeschäfts. Der Verkehrsminister hatte mitgeteilt, Monarch habe dem Preiskrieg mit anderen Fluggesellschaften nicht mehr standhalten können.

Die Konkurrenz ist in der Tat groß. Laut dem Statistikportal CAPA bieten insgesamt 237 Airline-Gruppen Flugverbindungen auf dem europäischen Markt an. Es scheinen zu viele, um für alle eine auskömmliche Rendite zu erwirtschaften. In den USA, wo die fünf größten Anbieter 85 Prozent aller Sitzplätze anbieten, bleiben von 100 Dollar Umsatz 13 als Gewinn übrig. In Europa stellen die großen Fünf 64 Prozent der Sitzplätze. Hier liegt die Gewinnmarge bei 6,1 Prozent, in Deutschland nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft nur bei 4,9 Prozent.

Air Berlin etwa hatte auf zu vielen Hochzeiten getanzt

Eric Heymann, der Branchenexperte der Deutschen Bank, spricht von Überkapazitäten auf dem westeuropäischen Luftfahrtmarkt. Und die seien mit der Pleite von Alitalia, Air Berlin und jetzt Monarch Airlines noch nicht beseitigt, sagt er, und zieht einen Vergleich: „Es gibt im Automobilbereich vielleicht noch fünf bis zehn Anbieter, je nachdem, wie man das kalkuliert“, sagt er. Im Luftverkehr seien es sehr viel mehr Anbieter. „Und insofern wird es weiterhin zu einer Konsolidierung kommen.“ Die Unternehmen haben ausprobiert, welches Geschäftsmodell am besten passt. Ryanair hat eine sehr erfolgreiche Strategie: eindeutig Billigangebote, vor allem innereuropäische Direktflüge mit kurzen Standzeiten, um schnell wieder in der Luft zu sein.

Mit „Masse statt Klasse“ wurde Ryanair mit im vorigen Jahr 117 Millionen Passagieren der größte Anbieter in Europa. Air Berlin hatte kein klares Konzept, zerteilte seine im vorigen Jahr knapp 29 Millionen Passagiere auf drei Angebote, auf den Ferienflieger, den Billiganbieter und auf die Langstrecke für Geschäftskunden. Das habe nicht funktioniert, meint der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg: „Air Berlin hat auf zu vielen Hochzeiten getanzt und hat sich vielleicht auch in den Einzelheiten des Geschäfts mit Wettbewerb auf jeder dieser drei strategischen Säulen verzettelt.“

Konkurrenz aus dem Mittleren Osten

Dass das kaum funktionieren konnte, lag auch daran, dass die Personalkosten nicht auf diese drei Modelle abgestellt waren. Darauf weist Branchenkenner Heinrich Großbongardt hin: „Tarifverträge, Gehälter aus dem vorigen Jahrzehnt sind in einem Umfeld, in dem 'Low Cost' nicht die Ausnahme ist, sondern der Normalfall, überhaupt nicht mehr zu finanzieren.“

Hinzu kommt weltweiter Wettbewerb. In Europa drängt Turkish Airlines mit im vorigen Jahr 63 Millionen Passagieren in den Markt. Für den Verkehr nach Asien graben die Fluggesellschaften der Golfstaaten den europäischen Anbietern Wasser ab. „Was strukturell für Deutschland und Europa ein Problem ist, sind die unterschiedlichen Wettbewerbsbedingungen“, sagt Deutsche-Bank-Experte Heymann.

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