Ratgeber Restschuld-Versicherung ist oft zu teuer

KÖLN · Versicherer zahlen bei einer Restschuld-Versicherung oft hohe Provisionen. Der Schadensfall tritt hingegen nur selten ein.

 Banken raten gerne zu Restschuld-Versicherungen bei Kreditverträgen. Die Provision lockt.

Banken raten gerne zu Restschuld-Versicherungen bei Kreditverträgen. Die Provision lockt.

Foto: dpa

Restschuld-Versicherungen sind umstritten, weil die Versicherer sehr hohe Abschlussprovisionen an Kreditinstitute zahlen, die das Produkt an ihre Kunden vermitteln, und weil der Darlehensnehmer letzten Endes für die Versicherungsprämie und damit auch für die hohen Provisionen aufkommen muss. Die Restschuld-Versicherung (RSV) übernimmt die restlichen Kreditraten, wenn der Bankkunde selbst nicht mehr zahlen kann, weil er arbeitsunfähig, arbeitslos oder, im schlimmsten Fall, tot ist.

Der Bestand solcher Versicherungen wird mit 8,2 Millionen beziffert. Die Bonner Finanzaufsichtsbehörde BaFin hat ermittelt, dass die Provisionen bis zu 50 Prozent der Versicherungsprämie ausmachen und in Einzelfällen noch darüber hinausgehen. Das soll nicht so bleiben. Das Bundesministerium der Finanzen (BMF) will die Provision auf maximal 2,5 Prozent der versicherten Kreditsumme begrenzen. Auf diese Weise könnte die RSV insgesamt billiger werden.

Die Deckelung der Provision ist ein scharfer Einschnitt. In einer fiktiven Beispielsrechnung kommt das Ministerium zu einer Altprovision von 1097 Euro und einer Neuprovision von 250 Euro. Dabei wird unterstellt, dass ein 50 Jahre alter Kunde einen Kredit von 10.000 Euro aufnimmt, der in Raten von 200 Euro abgetragen wird, und dass die Bank 50 Prozent der Versicherungsprämie von 2194 Euro als Provision erhält. Die neue Provision betrüge 2,5 Prozent der Darlehenssumme. Die Höhe der Versicherungsprämie ist generell vom Alter des Versicherten, vom Umfang der versicherten Risiken und von der Höhe der Kreditsumme abhängig.

Differenz fällt geringer aus

In anderen Beispielsrechnungen fällt die Differenz geringer aus. Nun mag man sich fragen, warum Versicherer so großzügig Abschlussprovisionen für Restschuld-Versicherungen herausrücken. Die Erklärung könnte darin liegen, dass sie damit gute Geschäfte machen. Die BaFin hat lauf BMF festgestellt, dass es zwischen 2011 und 2015 jährlich nur 4000 bis 5000 Versicherungsfälle gab. Betroffen waren nur 0,2 bis 0,4 Prozent aller Verträge. Damit, so das Ministerium, konnte ein „gravierendes Missverhältnis“ zwischen abzusichernden Risiken und der Höhe der gezahlten Prämien festgestellt werden.

Die niedrige Schadenquote deutet darauf hin, dass die RSV in vielen Fällen überflüssig ist. Lars Gatschke vom Verbraucherverband Bundeszentrale weist aber auch darauf hin, dass nach seiner Einschätzung der Versicherungsschutz lückenhaft ist. Er sei bei Vorerkrankungen erheblich eingeschränkt. Bei der Absicherung von Arbeitslosigkeit sei der Leistungszeitraum begrenzt. Bei Arbeitsunfähigkeit würden Gesundheitsstörungen nervöser oder psychischer Art teilweise ausgeschlossen.

Die Kreditwirtschaft ihrerseits hat sich zu einer Selbstverpflichtung bereitgefunden. Danach ist der Kreditvertrag ausdrücklich unabhängig vom Abschluss einer RSV. Wird die Versicherungsprämie über den Kredit mitfinanziert soll das Kreditinstitut die monatlichen Kreditraten sowohl mit wie auch ohne Kosten der Restschuld-Versicherung ausweisen. So könne der Kunde seine finanziellen Verpflichtungen vergleichen.

Kredite sind so billig wie selten zuvor. Sie können teuer werden, wenn man eine Restschuld-Versicherung nach altem Muster abschließt.

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