Streik bei Billigairline Ryanair-Piloten begehren gegen Arbeitsbedingungen auf

Frankfurt · Die Pilotengewerkschaft Cockpit ruft erstmals zum Ausstand bei der Billigairline in Deutschland auf. 16 Flüge könnten betroffen sein. Über die Feiertage soll es allerdings nicht zu Ausfällen kommen.

 Verlassene Schalter: So könnte es aussehen, wenn die Ryanair-Beschäftigten ihre Streikandrohung wahrmachen. Das Foto vom 15. Dezember zeigt Auswirkungen des Ausstands der Transportmitarbeiter in Rom.

Verlassene Schalter: So könnte es aussehen, wenn die Ryanair-Beschäftigten ihre Streikandrohung wahrmachen. Das Foto vom 15. Dezember zeigt Auswirkungen des Ausstands der Transportmitarbeiter in Rom.

Foto: AFP

Von 5 bis 9 Uhr sind am Freitagmorgen alle festangestellten Ryanair-Piloten in Deutschland zum Streik aufgerufen. Damit können alle Flugverbindungen betroffen sein, die in dieser Zeit in Deutschland geplant sind. Konkret sind das nach Aussagen der Gewerkschaft 16 Flüge, die betroffen sein könnten an den zehn Stationen, die Ryanair in Deutschland betreibt. Als Grund für die Streiks gibt die Gewerkschaft an, dass Ryanair die für Mittwoch geplanten Gespräche in Dublin kurzfristig abgesagt hatte. Diese Gespräche hätten den Einstieg bieten sollen in Tarifgespräche zwischen den Arbeitnehmervertretern und der Billigfluglinie.

Abgesagt wurden die Gespräche nach Angabe der Pilotengewerkschaft Cockpit, weil die Ryanair-Konzernführung zwei der fünf angereisten Tarifkommissionsmitglieder der Vereinigung Cockpit nicht gepasst hätten. „Damit wird deutlich, dass Ryanair die Grundsätze gewerkschaftlicher Autonomie nicht achtet“, sagte der Präsident der Gewerkschaft Ilja Schulz gestern Nachmittag in Frankfurt.

Die Pilotengewerkschaft hatte vor den Gesprächen bereits angekündigt, sich nicht mit einer Hinhalte-Taktik zufrieden geben zu wollen. Denn der Verdacht liegt aus Sicht der Gewerkschafter nahe, dass Ryanair die Gespräche bloß angekündigt hatte, um sich ohne Streiks über die reiseintensive Weihnachtszeit zu retten. „Wir wollten Verhandlungen auf Augenhöhe, die hat es nicht gegeben“, sagte Schulz. Dass es nun so plötzlich und kurzfristig noch zu Streiks kommt, liegt an einem anderen Versprechen, das die Vereinigung Cockpit sozusagen Ryanair-Kunden gegeben hat. Ab dem 23. Nachmittags bis einschließlich 26. Dezember hatte die Gewerkschaft im Vorfeld Streiks ausgeschlossen. Damit wollte die Gewerkschaft vermeiden, dass es mit Flügen rund um das Weihnachtsfest zu Problemen für die Kunden kommt. Ilja Schulz erneuerte die Ankündigung: „Es bleibt dabei, dass über die Feiertage die Ryanair nicht weiter bestreikt wird“.

Expandierende Fluglinien suchen Piloten

Mit den angekündigten Streiks begehren die Piloten gegen die Arbeitsbedingungen bei dem Billigflieger auf. So arbeiten die Piloten selbstständig beziehungsweise scheinselbstständig. Und zu Tarifen, die um zwischen 30 und 50 Prozent unter denen liegen, die angestellte Piloten bei Konkurrenten verdienen. Dabei hat sich die Verhandlungsposition der Piloten in den vergangenen Monaten deutlich verbessert.

Denn viele Fluglinien in Europa oder auch im Nahen Osten expandieren und suchen händeringend Piloten. „Die haben rund 30 Jahre nicht mit den Piloten und deren Gewerkschaften verhandelt“, sagt Yvonne Ziegler, Luftfahrtexpertin der Hochschule Frankfurt. „Nun muss Ryanair schon mit dem Rücken zur Wand stehen, um sich zumindest auf die Gewerkschaften zuzubewegen – und, wie in den vergangenen Tagen, mit den Gewerkschaften aus verschiedenen Ländern immerhin zu verhandeln“.

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