Studie der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg Schnelle Internetzugänge nehmen in Deutschland rasch zu

Bonn · Superschnelle Internetzugänge legen in Deutschland jetzt rasch zu: Der Anteil der Glasfaseranschlüsse bis in die Gebäude und Wohnungen ist auf 13,5 Prozent gestiegen. Das ergibt eine aktuelle Studie der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg.

 Ein Leitungstiefbauer fächert ein Glasfaser-Kabel mit farbigen Einzelsträngen auseinander.

Ein Leitungstiefbauer fächert ein Glasfaser-Kabel mit farbigen Einzelsträngen auseinander.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Bislang waren die Urteile über den Stand des Glasfaserausbaus in Deutschland einhellig: Von Trauerspiel bis Elend reichten die Einschätzungen der Experten. Superschnelles Internet war in vielen Haushalten nicht verfügbar.

Das klingt jetzt laut einer Studie deutlich optimistischer: „Wir sind beim Glasfaserausbau jetzt endlich auf der Überholspur“, sagte Norbert Westfal, Präsident des Bundesverbandes Breitbandkommunikation (Breko), in dem Wettbewerber der Deutschen Telekom zusammengeschlossen sind.

Beim Wachstum der digitalen Infrastruktur habe sich Deutschland europaweit weiter vorgekämpft und belegt den fünften Platz der am schnellsten wachsenden Glasfasermärkte. Sowohl die Anzahl der verfügbaren Glasfaseranschlüsse, die Nachfrage nach schnellem Internet sowie die Investitionen in den Ausbau stiegen.

Wie Telekommunikationsexperte und Wirtschaftswissenschaftler Jens Böcker erläuterte, seien drei Viertel der neuen Anschlüsse von den Unternehmen eigenwirtschaftlich ausgebaut worden. Nur ein Viertel sei 2019 staatlich gefördert worden. Böcker, Professor an der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg, hat die Studie wissenschaftlich geleitet.

„Förderprojekte sind von Natur aus langwierig und mit vielen Herausforderungen verbunden“, sagte Westfal. Deshalb sei es künftig wichtig, die Rahmenbedingungen für den eigenwirtschaftlichen Ausbau weiter zu verbessern und Bürokratie abzubauen. Dennoch sei staatliche Förderung als Ergänzung wichtig, müsse aber dosiert eingesetzt werden, wo die Versorgung der Bürger und Unternehmen besonders schlecht ist.

Der Anteil der Glasfaseranschlüsse bis in die Gebäude und Wohnungen im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Haushalte und Unternehmen („Glasfaserquote“) ist auf 13,5 Prozent gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 1,1 Millionen auf insgesamt 6,1 Millionen Glasfaseranschlüsse deutschlandweit. Den größten Teil dieser Anschlüsse hätten mit 4,9 Millionen die „alternativen Netzbetreiber“ realisiert, also die Wettbewerber der Deutschen Telekom, erläuterte Böcker. 42 Prozent der verfügbaren Glasfaseranschlüsse würden tatsächlich auch von Kunden genutzt.

Festnetzanschlüssen spielen entscheidende Rolle

Die Ausbaudynamik wird sich seinen Erkenntnissen in den kommenden Jahren verstärken: Für das Jahr 2023 prognostiziert die Marktanalyse einen Anstieg auf insgesamt 22 Millionen Glasfaseranschlüsse, 14,1 Millionen davon durch Wettbewerber der Telekom realisiert.

Die Investitionen in die digitale Infrastruktur seien im Jahr 2019 auf 9,6 Milliarden Euro gestiegen. Die alternativen Netzbetreiber finanzieren laut der Marktanalyse mit 5,2 Milliarden Euro deutlich mehr als die Hälfte des Ausbaus.

Festnetzanschlüsse spielen laut Böcker nach wie vor die entscheidende Rolle für den Datentransport in Deutschland. Das Verhältnis des über Festnetz und Mobilfunk übertragenen Datenvolumens bleibt dabei stabil. Nahezu 99 Prozent der Daten werden demnach über das Festnetz übertragen. Eine Ablösung des Festnetzes durch den Mobilfunk ist demzufolge weiterhin nicht erkennbar und auch zukünftig nicht zu erwarten.

„Die Digitalisierung ist die Evolution unserer Zeit“, sagte Breko-Geschäftsführer Stephan Albers. Glasfaser sei die einzige Infrastruktur, die allen digitalen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte gewachsen ist. Sie sei nicht nur leistungsfähiger als die bisherigen aufgerüsteten Kupferkabel, sondern trage durch einen niedrigeren Stromverbrauch auch zum Klimaschutz bei.

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