Was Verbraucher ändern können So wird Video-Streaming klimafreundlicher

Berlin · Die Lieblingsserie auf Netflix, das Musikvideo auf Youtube, der kurze Film auf Twitter – sie sind schnell heruntergeladen. Gut für die Umwelt ist das nicht. Doch Verbraucher können daran etwas ändern, erklärt Experte Hintemann.

 Netflix hat zu Beginn der Corona-Pandemie einen Kundenansturm verzeichnet.

Netflix hat zu Beginn der Corona-Pandemie einen Kundenansturm verzeichnet.

Foto: sitthiphong - stock.adobe.com

Mit Corona, mit Homeschooling und viel Zeit für den Serienmarathon, hat es sich etabliert im Sessel, auf dem Sofa, in Deutschlands Wohnzimmern, Videos im Netz zu schauen. Doch schon zuvor ist der Markt für sogenannte Streaming-Angebote gewachsen. So schauten schon im vierten Quartal des vergangenen Jahres – das rechnete unlängst das Marktforschungsunternehmen GfK vor – insgesamt rund 24 Millionen Kunden Filme und Serien allein bei den kostenpflichtigen Anbietern Netflix, Amazon, Maxdome und Sky. Im Quartal zuvor waren es noch knapp zwei Millionen weniger. Und so verbrachten die deutschen Kunden von Oktober bis Dezember insgesamt mehr als eine Milliarde Stunden auf den Streamingportalen.

Enorme Datenmengen werden dafür im Internet übertragen. Ralph Hintemann vom Berliner Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit ist der Frage nachgegangen, was dies für den Energieverbrauch, auch für den Klimaschutz bedeutet. Er gilt als einer der wichtigsten Experten in diesem Bereich. Jetzt hat er neue Daten zusammengestellt.

Fakt 1: Eine Stunde Video-Streaming in Full-HD-Auflösung benötigt je nach Gerät 220 bis 370 Wattstunden elektrische Energie und verursacht so etwa 100 bis 175 Gramm des klimaschädlichen Kohlendioxids, CO2. Dabei ist der durchschnittliche Strommix angenommen. Zum Vergleich: Das entspricht grob genommen den Treibhausgasemissionen eines Kleinwagens bei einem Kilometer Autofahren.

Fakt 2: Video-Daten machen mittlerweile 75 Prozent des Internet-Datenverkehrs aus. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland etwa 57 Milliarden Gigabyte allein über das Festnetz transportiert, dies entspricht einer Verdopplung gegenüber 2016. Weltweit, so fand der französische Think Tank The Shift-Project heraus, hat das Online-Video-Gucken schon im Jahr 2018 für 300 Millionen Tonnen CO2 gesorgt. Das ist so viel wie ganz Spanien in einem Jahr ausstößt.

Fakt 3: Der Energiebedarf des Video-Streamings hängt stark davon ab, welcher Auflösung gewählt wird. Wer statt mit HD-Auflösung mit einer Auflösung von 4K streamt, die derzeit auch als „Ultra HD“ oder einfach „UHD“ angepriesen wird, benötigt pro Stunde fast 1300 Wattstunden an elektrischer Energie und verursacht ein Vielfaches an CO2 – rund 610 Gramm CO2. „Wer den Energiebedarf und die CO2-Emissionen beim Streamen senken will, kann dies durch die Wahl der Auflösung und des Endgeräts stark beeinflussen“, sagt Experte Hintemann. Am Ende müsse das Videostreaming dann gar nicht mehr Energie benötigen als klassisches Fernsehen oder als die Nutzung von DVDs oder Blu-ray-Disks. Hintemanns Rat: „Wer ein neues Gerät anschafft, auf dem Videos gestreamt werden sollen, achtet auch auf die Energieeffizienz.“ Noch besser sei es allerdings, auf große Bildschirme ganz zu verzichten und auf dem Tablet oder dem Smartphone den neuen Film zu schauen.

Doch ist es nicht viel entscheidender, dass die Rechenzentren und Telekommunikationsnetze, effizienter werden und Ökostrom nutzen? SPD-Bundesumweltministerin Svenja Schulze hatte erst vor kurzem genau dies gefordert, als sie ihre „umweltpolitische Digitalagenda“ vorstellte. Darin nennt sie verschiedene Maßnahmen für eine grünere Digitalisierung.

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