Bankenjobs unter Druck Technologischer Wandel trifft Banken hart

Frankfurt · Die IT-Systeme vieler Kredithäuser entsprechen nicht den Anforderungen der Zeit. Und die Digitalisierung kostet Arbeitsplätze.

Die Digitalisierung fordert die Finanzbranche – und bringt große Veränderungen mit sich. Der Dax-Aufsteiger Wirecard, der die Commerzbank aus dem Dax verdrängt hat, ist nur ein Beispiel dafür, Stellenabbau ein weiteres. Denn die Digitalisierung verändert die Arbeitsschritte. Das beginnt beim Bezahlen: So ist Wirecard erfolgreich, weil es den Bezahlvorgang erleichtert. Kunden können über die App „Boon“ online oder mobil bezahlen. Dieses Angebot will der Dax-Aufsteiger nun erweitern, etwa auch Versicherungen oder Kredite darüber abschließen.

Das klingt wie eine Bedrohung der Banken – allerdings ist die Basis für solche Geschäfte weiter ein Konto bei einer Bank. Doch nicht nur in diesem Bereich wird es digitaler: Vor allem im sogenannten „back office“ werden immer mehr Tätigkeiten automatisiert erledigt. Die Bearbeitung von Krediten, die standardisierte Vermögensanlage, Aktienempfehlungen – all das kann durch Computer schneller und kostengünstiger erledigt werden.

Seit 2010 wurden 188.000 Jobs gestrichen

Die Folge: Arbeitsplätze fallen weg. So sind allein seit 2010 188.000 Jobs in deutschen Geldhäusern gestrichen worden, 2017 ging die Zahl der Arbeitsplätze um vier Prozent auf 586.000 zurück, zeigt eine Umfrage des Arbeitgeberverbands des privaten Bankgewerbes (AGV Banken).

Kürzlich kündigte dann die DZ-Bank, Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken, in einem Brief an ihre Mitarbeiter an, in den nächsten vier Jahren werde sie 485 Arbeitsplätze abbauen, das wäre fast jede zehnte Stelle. Ende 2017 beschäftigte sie etwa 5500 Mitarbeiter. Der Grund für den Jobabbau: Kosten sparen. Die Stellen, die dann entfallen, sollen durch die Digitalisierung von Arbeitsschritten ersetzt werden.

Das kostet – nicht nur bei der DZ-Bank. Die Banken müssen aufholen, weil ihre IT-Systeme nicht mehr den Anforderungen der Zeit entsprechen. So hatte John Cryan, ehemaliger Chef der Deutschen Bank, bei seinem Amtsantritt vor drei Jahren auch die „lousy IT“ in dem Geldhaus bemängelt – viele unterschiedliche Systeme, noch dazu veraltet.

Kräftige Investitionen nötig

Im Wettbewerb mit den jungen Finanztechnologieunternehmen wie etwa Wirecard und den großen US-amerikanischen Digitalkonzernen Apple, Google und Amazon müssen die Geldhäuser also kräftig in ihre IT investieren – und in dem Zusammenhang werden die Arbeitsprozesse umstrukturiert. Dabei wurden zunächst Stellen in den Filialen gestrichen, nun würden eben einfache Tätigkeiten in Abwicklungs- und Serviceeinheiten abgebaut, heißt es beim AGV. Zwar steige der Bedarf an hoch qualifizierten Beschäftigten, die an der Schnittstelle zwischen IT und Bankgeschäft neue Produkte und Prozesse gestalteten. Doch diese Jobs können den Abbau in den anderen Bereichen nicht ausgleichen.

Die deutschen Banken geben sich noch zuversichtlich, dass sie diese Herausforderungen annehmen können. Sie verweisen vor allem auf die Datensicherheit, auf die die Kunden bei den Banken vertrauen könnten. Das sei deren Vorteil gegenüber den rein „datengetriebenen Unternehmen“ wie Apple, Amazon und Co., sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken, Andreas Krautscheid, kürzlich:

„Verscherbeln keine Daten hinter dem Rücken den Kunden“

„Hier werden keine Daten hinter dem Rücken des Kunden an andere verscherbelt. Dieser extrem sorgsame Umgang mit sensiblen Daten ist ein Wettbewerbsvorteil, und den wissen unsere Kunden auch zu schätzen. Das zeigen alle Umfragen.“ Ob dieses Selbstbewusstsein gerechtfertigt ist, daran sind Zweifel angebracht: Im internationalen Vergleich lägen die deutsche Banken bei der Digitalisierung nur im unteren Mittelfeld, heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte.

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