Protestdemo in Bochum Thyssenkrupp-Stahlfusion bleibt umstritten

Duisburg · Die Pläne für eine Thyssenkrupp-Stahlfusion sorgen weiter für Zündstoff. Vor allem in der Belegschaft herrscht große Verunsicherung. Betriebsrat und IG Metall lehnen das Vorhaben mit Nachdruck ab.

 Nach Angaben eines IG Metall-Sprechers wurden vor mehreren Betrieben Mahnwachen eingerichtet.

Nach Angaben eines IG Metall-Sprechers wurden vor mehreren Betrieben Mahnwachen eingerichtet.

Foto: Ina Fassbender

Die angekündigte Fusion der Thyssenkrupp-Stahlsparte mit Tata steht in der Belegschaft weiter massiv in der Kritik. "Die Leute sind sehr verunsichert", sagte Thyssenkrupp-Betriebsrat Klaus Wittig.

Nach Angaben eines IG Metall-Sprechers wurden vor mehreren Betrieben Mahnwachen eingerichtet. Mindestens 5000 Teilnehmer werden an diesem Freitag zu einer Großdemonstration gegen die Fusionspläne erwartet, zu der Betriebsrat und IG Metall aufgerufen haben.

Der Essener Konzern hatte nach mehr als einjährigen Verhandlungen eine Absichtserklärung für eine Fusion der Stahlsparten von Thyssenkrupp und Tata veröffentlicht und den Wegfall von 2000 Arbeitsplätzen in Deutschland angekündigt. Der Betriebsrat befürchtet aber die Streichung von deutlich mehr Jobs und lehnt die Fusionspläne ab.

Während der geplanten Großdemonstration soll die Produktion des größten deutschen Stahlkonzerns in Duisburg weitgehend zum Stillstand kommen. Die Anlagen würden mit Beginn der Frühschicht heruntergefahren, kündigte ein Sprecher des Betriebsrats an. Im Werk werde lediglich eine Notbesatzung dafür sorgen, dass es zu keinen Schäden komme. Erst am Nachmittag werde dann voraussichtlich der normale Betrieb wieder aufgenommen.

Unterdessen warnte der Stahlexperte des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Roland Döhrn, vor einer Einmischung der Politik bei der Frage möglicher Schließungen von Stahl-Standorten. "Wo es zu Standortschließungen kommt, sollte anhand betriebswirtschaftlicher Kennziffern entschieden werden", sagte er.

Allem Anschein nach zähle etwa das zu Tata gehörende britische Stahlwerk in Port Talbot zu den weniger produktiven Standorten in dem möglichen neuen Stahlkonzern. Trotzdem sei es schwer vorstellbar, dass angesichts des Engagements der britischen Regierung bei der Regelung der Pensionslasten das Werk zur Disposition stehe, sagte Döhrn.

Erst vor wenigen Wochen war es gelungen, eine Regelung für die milliardenschweren Pensionslasten des britischen Werks zu finden. Die Thyssenkrupp-Betriebsräte haben bereits davor gewarnt, dass die deutschen Standorte vor diesem Hintergrund stärker von einem Personalabbau betroffen sein könnten.

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