Experten begrüßen Zinsanhebung US-Notenbank bewegt die Finanzmärkte

Frankfurt/Main · Die Zinserhöhung in den USA ist alles andere als eine Überraschung. Dennoch profitiert der Dollar, die "Krisenwährung" Gold ist der Verlierer. Europa ist von einer festeren Geldpolitik noch weit entfernt, steigende Zinsen sind hier nicht in Sicht.

 Die meisten Volkswirte halten die Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve, den Leitzins um 0,25 Prozent zu erhöhen für angebracht.

Die meisten Volkswirte halten die Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve, den Leitzins um 0,25 Prozent zu erhöhen für angebracht.

Foto:  Justin Lane

Die US-Notenbank Fed hat mit ihren neuen Entscheidungen für Bewegung an den Finanzmärkten gesorgt.

Nachdem die Federal Reserve am Mittwochabend ihren Leitzins anhob und für kommendes Jahr ein höheres Tempo bei der Straffung der Geldpolitik andeutete, gewann vor allem der US-Dollar stark an Wert. Nach unten ging es dagegen mit dem Goldpreis.

Der Dollar-Index, der den Greenback ins Verhältnis setzt zu vielen anderen wichtigen Währungen, stieg auf den höchsten Stand seit 13 Jahren. Der Euro fiel im Gegenzug mit 1,0468 Dollar auf den tiefsten Stand seit März 2015. Experten zufolge könnte sich dieser Trend in den kommenden Monaten noch verstärken. Ein schwacher Euro hilft der deutschen Exportwirtschaft, er macht Waren "Made in Germany" im Dollarraum billiger. Allerdings werden etwa Rohstoffe wie Öl, die in der US-Währung gehandelt werden, im Einkauf tendenziell teurer. Das könnte sich beim Tanken und Heizen auswirken. Zudem dürften Reisen in die USA den Geldbeutel bald noch stärker belasten.

Unter die Räder geriet dagegen der Goldpreis. Mit 1134 Dollar je Feinunze (etwa 31 Gramm) fiel er am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit Februar. Steigende Zinsen sind meistens Gift für Gold, weil das Edelmetall keine Zinsen abwirft. Zudem verringern steigende Notenbankzinsen tendenziell die Gefahr einer hohen Geldentwertung, gegen die Gold oftmals als Absicherung verwendet wird.

Die zweite Erhöhung des US-Leitzinses nach der Finanzkrise stieß in der Finanzbranche weitgehend auf Zustimmung. Die meisten Volkswirte halten die am Mittwoch getroffene Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve, den Leitzins um 0,25 Prozent auf ein Niveau zwischen 0,5 und 0,75 Prozent anzuheben, für angebracht.

Es sei ein Schritt in die richtige Richtung, dem jedoch weitere folgen müssten, sagte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest. "Die Inflationsrate in den USA steigt, und es ist wichtig, dass die Geldpolitik rechtzeitig gegensteuert." Klaus Wiener, Chefvolkswirt des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, begrüßte die Anhebung als überfällig. Negative Realzinsen wie in der Finanzkrise seien nicht mehr erforderlich. Mit Blick auf mögliche Inflationsgefahren seien sie sogar gefährlich.

Der Erhöhung - der erst zweiten seit 2006 - sollen im kommenden Jahr drei weitere Zinsschritte folgen. Die Märkte hatten für 2017 nur mit zwei Anhebungen gerechnet. Allerdings hatte sich die Fed auch für 2016 mehrere Zinsschritte vorgenommen, die dann ausblieben. Gründe waren unter anderem die Unsicherheiten durch die Brexit-Entscheidung in Großbritannien oder die Wachstumsschwäche in China.

"Wir haben deutliche Fortschritte hin zu unserem Ziel der Maximalbeschäftigung und einer Inflation von zwei Prozent gemacht", sagte Fed-Chefin Janet Yellen mit Blick auf die US-Wirtschaft. Yellen sieht den Leitzins Ende 2017 bei 1,4 Prozent, bei 2,1 Prozent Ende 2018 und bei 2,9 Prozent am Ende des folgenden Jahres.

In Europa hatte die Europäische Zentralbank erst vorige Woche ihre ohnehin extrem weit aufgerissenen Geldschleusen noch ein Stück weiter geöffnet und neue Anleihekäufe im Milliardenvolumen angekündigt. Eine Zinserhöhung in der Eurozone liegt in weiter Ferne. Sparer müssen weiter mit Minimalerträgen leben, Häuslebauer dürfen mit niedrigen Darlehenskosten kalkulieren.

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