Zielniveau bis zu 1,25 Prozent US-Notenbank erhöht Leitzins erneut

Washington · Die US-Notenbank Federal Reserve hat erneut ihre Geldpolitik gestrafft. Das Leitzins-Zielniveau steigt auf 1,0 bis 1,25 Prozent.

 Gebäude der US-amerikanischen Notenbank Federal Reserve. Die Federal Reserve hat ihren Leitzins wie erwartet erneut erhöht.

Gebäude der US-amerikanischen Notenbank Federal Reserve. Die Federal Reserve hat ihren Leitzins wie erwartet erneut erhöht.

Foto: Matthew Cavanaugh/Archiv

Damit geht Notenbank-Chefin Janet Yellen unbeirrt ihren Weg weiter, die Geldpolitik nach den Jahren der Finanzkrise zu normalisieren. Was bedeutet dies im In- und Ausland? Die wichtigsten Fragen.

Ein Viertel Prozent Leitzinserhöhung in den USA - hat das Auswirkungen?

Die Geldpolitik der US-Notenbank gilt international noch immer als wegweisend. Die Federal Reserve beschreitet jedoch seit ihrer ersten Anhebung nach der Finanzkrise im Dezember 2015 einen genauso vorsichtigen wie kontinuierlichen und wohl kommunizierten Kurs. Die Notenbanker um ihre Chefin Janet Yellen tun alles, um eine Verunsicherung der Märkte zu verhindern. Insofern haben Marktteilnehmer die Möglichkeit, sich intensiv auf die einzelnen Schritte vorzubereiten.

Gehen jetzt die Zinsen für die US-Privatleute nach oben?

Dies hängt vom Markt der Hypothekenbanken ab. Tendenziell könnte es einen ganz leichten Trend nach oben geben. Mit einer signifikanten oder gar sprunghaften Erhöhung der Zinsen rechnen die meisten Volkswirte nicht. Dies ist insofern wichtig, weil die Hypothekenzinsen und die von ihnen abhängigen Raten durchaus in der Lage sein können, eine Immobilienkrise auszulösen, wenn Häuslebauer ihre monatliche Belastung nicht mehr schultern können. So eine Situation hatte zur weltweiten Finanzkrise im Jahr 2007 geführt.

Wird es auch in Europa eine Erhöhung des Leitzinses geben?

Die Bankenbranche fordert seit längerer Zeit, dass auch die Europäische Zentralbank (EZB) den Kurs der US-Notenbank mitgehen solle. Doch kurzfristig ist dies nicht zu erwarten. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt in vielen Ländern Europas gibt eine solche Straffung der Geldpolitik derzeit noch nicht her. Hinzu kommen massive politische Unsicherheiten, etwa durch die jüngsten Terrorattacken und durch den ungewissen Ausgang der Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien. Die EZB plant bis Ende des Jahres noch umgekehrt: Es sollen weiter Anleihen aufgekauft werden, also noch mehr billiges Geld in die Märkte gepumpt werden.

Was bedeutet dies für Deutschland?

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat unlängst darauf aufmerksam gemacht, dass wohlhabende Euro-Länder wie Deutschland unter Umständen vorübergehend eine höhere Inflation in Kauf nehmen müssen. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat auch deswegen darauf aufmerksam gemacht, dass eine zu lange Phase mit sehr niedrigen Zinsen schädlich sein und im Extremfall Marktturbulenzen zur Folge haben kann. Außerdem würde eine höhere Inflation für die deutschen Sparer weitere Härten bedeuten. Nachdem sie jahrelang kaum Zinsen auf ihr Erspartes erhielten, fräße eine hohe Teuerungsrate auch noch den Geldwert auf.

Wird sich der Dollarkurs ändern?

Der Euro hat gegenüber dem Dollar zuletzt ein wenig zugelegt. USA-Reisen sind demnach für Bürger der Euro-Zone günstiger als noch vor einem Jahr, aber immer noch teurer als etwa für fünf Jahren. Große Bewegungen beim Dollar sind gegenwärtig nicht zu erwarten. Tendenziell wird er aber durch eine Zinserhöhung und damit zu erwartendem Kapitalzufluss eher stärker. US-Präsident Donald Trump hat daran jedoch wenig Interesse, weil er die US-Exportwirtschaft durch eine weitere Stärkung der Währung nicht noch mehr belasten will. Die hohen Importüberschüsse sind ihm ohnehin ein Dorn im Auge.

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