Hohe Preisnachlässe Verkauf von Neuwagen in Deutschland stagniert

Bonn · Die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland stagnierte im April. Zugleich gewähren die Händler hohe Preisnachlässe - ein Trend, der laut Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer weiter anhält.

 Ferdinand Dudenhöffer, der Leiter des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen.

Ferdinand Dudenhöffer, der Leiter des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen.

Foto: picture alliance / dpa

Der Verkauf von Neuwagen in Deutschland stagniert. Im April wurden 310 715 Fahrzeuge neu zugelassen, wie das Kraftfahrtbundesamt (KBA) am Freitag mitteilte. Das bedeutet ein Minus von 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die bisherige Jahresbilanz weist einen Rückgang von 0,2 Prozent aus. Der Automobilexperte Professor Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) an der Uni Essen-Duisburg geht davon aus, dass sich die Lage auf dem Markt nicht so bald bessert – im Gegenteil.

„Dem deutschen Automarkt stehen in den nächsten Monaten schwierigere Zeiten bevor. Die Marktabkühlung und der Rückgang der Neuzulassungen sind abzusehen“, so Dudenhöffer. Die Autoindustrie hat laut CAR ihre Preisnachlässe auf dem deutschen Markt weiter auf hohem Niveau gehalten. Normalerweise fahren die Händler ihre Rabatte im Frühjahr zurück, da die Nachfrage nach Neuwagen dann hoch ist.

Dudenhöffers CAR-Rabatt-Index weist für den April jedoch den höchsten Wert dieses Monats seit zehn Jahren aus. Im Vergleich zum März ging der Index nur wenig zurück. Als Grund für die sinkende Nachfrage hat Dudenhöffer das verlangsamte Wirtschaftswachstum ausgemacht. Aber auch die Verunsicherung rund um den Brexit und „die Spielchen des US-Präsidenten Donald Trump“ hätten dazu beigetragen.

Den Erhebungen von CAR zufolge gab es im April mehr offen beworbene Sonderaktionen mit höheren Preisvorteilen für die Kunden als im Vorjahreszeitraum.

Renault Talisman ist der Rabattkönig

Auch wurden auf die gängigsten Modelle bei Internethändlern mit einem Durchschnittswert von 19,7 Prozent höhere Rabatte auf den Listenpreis gewährt. Geringer fiel der Studie zufolge mit 28,2 Prozent der Anteil der Zulassungen auf eigene Rechnung aus, die dann später über sogenannte Hauspreise auf den Markt gebracht werden. „Nach wie vor werden mit Umtauschprämien und Sonderangeboten bei Leasingverträgen hohe Kundenvorteile eingeräumt“, so Dudenhöffer. Mehrere Sonderaktionen mit Rabatten von mehr als 30 Prozent gegenüber der Preisliste zeigten, dass der deutsche Automarkt mit Kaufzurückhaltung zu kämpfen habe.

Rabattkönig ist laut CAR-Studie der Renault Talisman, der in der selben Fahrzeugklasse angesiedelt ist wie der VW Passat. Beim Talisman brachte eine Umtauschprämie (bei Inzahlungnahme eines Diesel Euro 1-5) dem Käufer einen Vorteil von 34,5 Prozent, also 10 000 Euro. Regulär liegt der Neupreis des Modells bei 28 950 Euro. Damit führt die große Stufenhecklimousine von Renault die Hitliste der Sonderaktionen an, vor dem Seat Leon, dem Fiat 500, dem Opel Astra und dem Renault Koleos, wo zuletzt ebenfalls Rabatte von mehr als 30 Prozent möglich waren.

Tesla bei Neuzulassungen auf der Überholspur

Laut Statistik des Kraftfahrtbundesamtes machten im April gewerbliche Neuzulassungen insgesamt 61,3 Prozent (minus 1,3 Prozent) aus. 38,6 Prozent der Neuzulassungen gingen an Private (minus 0,6 Prozent). Bei den deutschen Marken wiesen Smart (4515 Neuzulassungen/plus 25,0 Prozent), BMW (24 748/plus 17,4 Prozent) und Mercedes (29 590/ plus 1,6 Prozent) Zuwächse aus. Die Marken Mini (3697/ minus 13,8 Prozent), Audi (23 007/ minus 12,8 Prozent), und VW (57 526/ minus 11,2 Prozent) waren der amtlichen Statistik zufolge rückläufig. Gleichwohl verzeichnete VW mit 18,5 Prozent den größten Marktanteil an den Neuzulassungen.

Bei den Importen ist der E-Autohersteller Tesla aus den USA auf der Überholspur: Er kam laut Kraftfahrtbundesamt im April in Deutschland auf 575 Neuzulassungen. Das ist mehr als das Vierfache als im April 2018 und entspricht dem bisherigen Jahrestrend. Von Januar bis April wurden 4171 Tesla bundesweit zugelassen – auch das ist mehr als vier Mal soviel wie im Vorjahr. In der Gesamtstatistik rangiert der US-Hersteller aber nach wie vor auf einem der hinteren Ränge. Aber: Die alternativen Antriebsarten – E-Fahrzeuge, Hybride – sind im Kommen. Sie zeigten laut KBA zwei- bis dreistellige Zuwachsraten, während der Anteil der Benziner und Diesel leicht zurückging.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort