Weltmarkt für Lastwagen und Busse Volkswagen macht Tempo beim Börsengang

München · Die Nutzfahrzeugsparte könnte schon Anfang 2019 an die Börse gehen. Aber die Börsianer sind skeptisch.

 Volle Fahrt aufs Parkett: MAN und Scania sind die wichtigsten Marken der Nutzfahrzeugsparte. FOTO: DPA

Volle Fahrt aufs Parkett: MAN und Scania sind die wichtigsten Marken der Nutzfahrzeugsparte. FOTO: DPA

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Der Generalumbau bei Volkswagen soll auch die Karten auf dem Weltmarkt für Lastwagen und Busse neu mischen. Schon im ersten Quartal 2019 könnte die VW Truck & Bus mit ihren Hauptmarken MAN und Scania an die Börse gehen. Das will die Nachrichtenagentur Reuters von einem Insider erfahren haben. Ein anderer sprach von Plänen für einen „baldigen Börsengang“, ohne einen konkreten Zeitpunkt zu nennen. „Noch ist gar nichts entschieden“, meinte eine Sprecherin der VW-Nutzfahrzeugsparte. Bestätigt hat sie einen Umzug der Zentrale des Geschäfts mit Lkw und Bussen von Braunschweig nach München, verbunden mit einer Aufteilung anderer Zentralfunktionen zwischen dem heutigen MAN-Sitz München und dem Sitz von Scania im schwedischen Södertälje.

Der Börsengang wiederum scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. „Wir ebnen nun den Weg zur Kapitalmarktfähigkeit“, erklärte Truck&Bus-Chef Andreas Renschler. Erster Schritt sei die Umwandlung der heutigen GmbH in eine AG und in einem zweiten Schritt in eine Aktiengesellschaft europäischen Rechts (SE). Beides soll möglichst zeitnah geschehen.

Warten wäre lukrativer

VW macht im Nutzfahrzeuggeschäft offenkundig Tempo. Börsianer reagieren wegen der Eile skeptisch. Eine umfassende Modulstrategie wie im Pkw-Bereich sei zwischen MAN und Scania noch nicht umgesetzt, kritisiert Branchenanalyst Frank Schwope von der NordLB. Bei einem Börsengang 2019 müsste VW hohe Abschläge in mehrfacher Milliardenhöhe in Kauf nehmen und Aktionärsvermögen verschenken. „Ein Börsengang in fünf bis zehn Jahren könnte wesentlich lukrativer sein“, meint Schwope. Der aktuelle Wert der Truck&Bus-Sparte wird in Analystenkreisen auf rund 25 Milliarden Euro geschätzt.

Deren Zentralen in München und Södertälje seien künftig gleichberechtigt, heißt es offiziell bei VW. Die Verteilung der Zuständigkeiten spricht eine andere Sprache. Neben dem rechtlichen Sitz München erhält die bayerische Landeshauptstadt auch die Verantwortlichkeit für Strategie und Finanzen, Marketing und Kommunikation sowie Recht und Personal. Dagegen werden die Zentralfunktionen Produktplanung, Forschung & Entwicklung sowie Einkauf von Södertalje aus gesteuert.

Nicht unumstritten

Die Verlagerung ist dem Vernehmen nach auch nicht unumstritten. Niedersachsens SPD-Ministerpräsident soll für einen Verbleib der Truck&Bus-Sparte in Braunschweig votiert haben. MAN gilt im Vergleich zu Scania zudem nicht als die stärkere Marke. Einer operativen Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern standen den gut zehn Prozent von Scania knapp vier Prozent bei MAN gegenüber. Unter ein gemeinsames Dach gebracht wurden sie seitens VW 2015.

„Unsere Nutzfahrzeugmarken arbeiten heute enger und erfolgreicher zusammen als je zuvor“, betont Renschler, der selbst von Daimler zu VW gekommen ist. Insgesamt hat VW 2017 rund 205 000 Nutzfahrzeuge verkauft, damit 24 Milliarden Euro umgesetzt und mit 81 000 Beschäftigten operativ 1,7 Milliarden Euro Gewinn gemacht.

Bereit, einen Gang hochzuschalten

Der geplante Weg zum globalen Champion dürfte früher oder später über die Börse gehen. „Wir sind bereit mit der Herstellung der Kapitalmarktfähigkeit einen Gang hochzuschalten“, kündigte Renschler an. Mit dem japanischen Rivalen Hino, der zum Toyota-Konzern zählt, hat er soeben eine strategische Partnerschaft vereinbart. Bei Navistar als kleinstem US-Hersteller von Lkw ist VW vor eineinhalb Jahren eingestiegen. Gelder aus einem Börsengang könnten zur Aufstockung der Anteile und einer Übernahme von Navistar verwendet werden. Auch Investitionen in selbstfahrende und elektrische Lkw kosten viel Geld. Klar ist, dass VW bei Lkw und Bussen zum Angriff auf Weltmarktführer Daimler bläst.

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