Man bleibt im Gespräch VW-Konzern und Autobauer Tata blasen Kooperationspläne ab

Wolfsburg/Mlada Boleslav · VW und ein billiges Einstiegsauto für Kunden in Schwellenländern - das ist die Geschichte einer schwierigen Beziehung. Ein Anlauf mit Suzuki ging ins Leere. Nun liegen Pläne mit Tata in Indien auf Eis.

 Logo von Tata aus der Automesse in Genf.

Logo von Tata aus der Automesse in Genf.

Foto:  Uli Deck

Der Volkswagen-Konzern hat seine Verhandlungen über eine Partnerschaft mit dem indischen Autobauer Tata vorläufig eingestellt.

Die in den Gesprächen federführende Tochter Skoda und Tata seien zu dem Schluss gekommen, dass derzeit sowohl technisch als auch wirtschaftlich nicht die gewünschten Vorteile einer Kooperation erzielt werden könnten. Dies teilte Skoda am Donnerstag im tschechischen Mlada Boleslav mit. Eine angestrebte Allianz werde deshalb vorerst nicht weiterverfolgt.

"Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass der strategische Nutzen für beide Parteien unter der nötigen Schwelle liegt", sagte der deutsche Tata-Motors-Chef Günter Butschek. Für künftige Gespräche zeigten sich die Unternehmen aber offen. Ein VW-Konzernsprecher in Wolfsburg betonte, unabhängig von der Zusammenarbeit bei günstigen Modellen für Schwellenländer wie Indien würden zudem die Pläne für ein "Budget Car" im Wachstumsmarkt China weiterverfolgt.

Im März hatte VW angekündigt, die Anstrengungen bei der Entwicklung von gemeinsamen Fahrzeugteilen bis hin zu möglichen ganzen Fahrzeugkonzepten bündeln zu wollen und eine langfristige Partnerschaft anzustreben. Die Aktie von Tata Motors fiel am Donnerstag nun um fast 9 Prozent, das VW-Papier lag leicht im Minus.

Autobauer wollen mit solchen Allianzen vor allem Kosten in der teuren Entwicklung von neuen Produktionsplattformen und Modellen sparen. Scheitert einmal ein Vorhaben, so schlägt das dafür ausgegebene Geld nicht ganz so stark zu Buche. Außerdem sehen sich die Autobauer Anforderungen bei Abgasregulierung und Spritverbrauch gegenüber, bei denen sie von der Kompetenz der Partner profitieren wollen.

In indischen Medienberichten hatte es zuletzt bereits geheißen, VW sehe sich im Land nach Teilezulieferern für die konzerneigene Konstruktionsplattform für günstige Autos um. Tata und Volkswagen hatten eigentlich angestrebt, eine gemeinsame Plattform auf die Beine zu stellen, um darauf preisgünstige Modelle für den indischen Markt zu bauen. Dem Vernehmen nach muss die Plattform von Tata aber wegen strengerer gesetzlicher Anforderungen noch überarbeitet werden, was schon einiges an Entwicklungskosten verschlingen dürfte.

Die Wolfsburger Konzernspitze hatte die Gespräche an Skoda delegiert. Die Tschechen gelten als Experten, wenn es um eine kostengünstige Produktion geht. Seit geraumer Zeit wirft die Tochter im VW-Konzern stattliche Renditen ab. Nun gehen die Techniker offenbar davon aus, dass sie auch allein günstige Autos für den indischen Markt bauen können. In Südamerika etwa macht VW das bereits in Eigenregie.

Der Konzern hatte bei Kooperationsvorhaben in der Vergangenheit nicht immer ein glückliches Händchen. Eine Allianz mit Suzuki scheiterte. Nach jahrelangem Streit zogen beide Seiten, die sogar aneinander beteiligt waren, im Frühjahr 2016 mit Schadenersatz-Zahlungen von Suzuki einen Schlussstrich. Der japanische Kleinwagenspezialist vereinbarte mittlerweile Projekte mit dem VW-Rivalen Toyota.

Unklar ist nun auch, wie es mit der Tata-Gruppe weitergeht. Nach Querelen an der Spitze des indischen Mischkonzerns sucht der seit einigen Monaten amtierende neue Verwaltungsratschef Natarajan Chandrasekaran offenbar Wege, einige unprofitable und teils hoch verschuldete Bereiche zu verkaufen oder zu verschmelzen. Unter anderem wird seit geraumer Zeit auch über ein Zusammengehen von Tata Steel mit Thyssenkrupp im europäischen Stahlgeschäft gesprochen.

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