Tarife vergleichen Wechsel der Autoversicherung im November lohnt sich oft

Berlin · Verträge für Autoversicherungen können bis Ende November gekündigt werden. Experten raten zum Preisvergleich, denn ein paar Hunderte Euro Ersparnis seien so möglich.

Der Selbstversuch bei einem der großen Vergleichsportale für Versicherungen im Internet zeitigt nach nur wenigen Klicks ein erstaunliches Ergebnis. Die günstigste Kfz-Haftpflichtversicherung für den Mini-Clubman ist für 315 Euro im Angebot. Schon die nächsten Angebot liegen deutlich darüber. Die teuerste Police, bei gleichen Leistungen, kostet für das Dieselmodell schon 399 Euro.

Der Preisvergleich lohnt sich also, nicht nur beim Kauf eines neuen Wagens. Auch Kunden mit laufenden Verträgen sollten immer wieder einmal genau hinschauen, ob sie bei der Kfz-Haftpflicht nicht bei einer anderen Versicherung besser fahren können.

Dazu rät Hermann-Josef Tenhagen vom Verbraucherportal Finanztip.de. „Da sind ganz schnell ein paar Hundert Euro drin“, sagt er. Es naht die Wechselsaison. Im November werden die Versicherungen ihre neuen Tarife veröffentlichen. Dann ist es Zeit für den Vergleich. Bis zum 30. November können die laufenden Verträge zum Jahresende gekündigt und der Umstieg auf eine bessere Police vorbereitet werden.

Nicht nur der Vergleich der Tarife erweist sich als gut für den Geldbeutel. Laut Tenhagen hängt die Prämie auch von einigen Versicherungsdetails ab. Am wichtigsten ist dabei die Frage, wer das Fahrzeug nutzen darf. Am wenigsten zahlen Kunden, die nur selbst am Steuer sitzen, am meisten jene, deren Auto beliebig viele andere mitnutzen dürfen. Die Police kostet dann durchschnittlich 107 Prozent mehr.

Anhand von 32 Musterprofilen von Autobesitzern hat Finanztip die wichtigsten Kriterien der Preisbildung herausgefiltert. Ein hohes Alter von 75 Jahren verteuert die Prämie zum Beispiel um 57 Prozent, eine hohe Jahreskilometerleistung um ein Drittel. Auch die anteilige monatliche Zahlung der Jahresprämie kommt die Kunden teuer zu stehen. Der Preis steigt damit um neun Prozent. Ohne Selbstbeteiligung verteuert sich die Versicherung ebenso wie ohne Werkstattbindung.

Teure Falle hinter juristischem Fachwort

Die Versicherungsexpertin von Finanztip, Silke Kursawe, hat anhand der Musterkunden den besten Weg zu einer günstigen Versicherung herausgefunden. Untersucht wurden die Angebote über die vier Vergleichsportale, und die Direktversicherung HUK24. Kur-sawe hat dafür Mindestkriterien für einen guten Schutz aufgestellt. Statt der gesetzlichen Mindestsumme von fünf Millionen Euro sollte die Haftpflicht 100 Millionen Euro betragen. Die Mindestdeckung reiche nicht aus, sagt die Expertin, „das kann man nicht vertreten.“

Wichtig sei zudem, dass die Versicherung auf die „Einrede der groben Fahrlässigkeit“ verzichte. Hinter dem juristischen Fachwort lauert für den Kunden eine womöglich teure Falle, falls er oder sie einen Unfall etwa durch Leichtsinn mit verursacht hat. Die Versicherung könnte sich vor einer Regulierung des Schadens drücken. Auch sollte die Police Marderschäden und deren Folgen sowie Schäden durch Tiere insgesamt abdecken. Kunden, die mit dem Auto in den Urlaub fahren, rät Kursawe zudem zur so genannten „Mallorca-Police“. Damit werden Schäden nach der in Deutschland vereinbarten Deckungshöhe reguliert, auch wenn im Ferienland andere Regeln gelten. Die Abfrage der Musterfälle in den Portalen und bei HUK24 ergab laut Kursawe ein umfassendes Gesamtbild der Angebote der 90 Kfz-Versicherungen in Deutschland.

Offenkundig bilden die Portale den Markt inzwischen besser ab als in vergangenen Jahren. Denn die Abweichungen der jeweils empfohlenen Tarife von den bestmöglichen Policen hat sich verringert. Bei Check24 etwa lag sie durchschnittlich bei drei Prozent. Noch verlässlicher werden die Resultate, wenn Verbraucher die Eingaben bei Check24 und Verivox oder einem der beiden und der HUK24 machen. In mehr als der Hälfte der Fälle kamen die Testkunden so auf den günstigsten Tarif am Markt.

Vorhersage für nächstes Jahr ist schwierig

Rund 46,5 Millionen Autos sind in Deutschland angemeldet. Sie alle müssen versichert sein. Im Durchschnitt bezahlten die Besitzer dafür 2017 inklusive der Teil- und Vollkaskoversicherung nach Angaben des Verbraucherportals Finanztip.de 430 Euro im Jahr.

In diesem Jahr verteuerte sich der Durchschnittspreis um zehn Euro. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ermittelte eine Preissteigerung von zwei Prozent bei seinen Mitgliedsunternehmen.

Wie es im kommenden Jahr weitergeht, lasse sich schwer vorhersagen, sagt Finanztip-Chef Hermann-Josef Tenhagen. So habe die Allianz angekündigt, dem Marktführer HUK den Rang abzulaufen. Dies könne zu sinkenden Prämien führen. Auch auf lange Sicht rechnet der Experte nicht mit drastischen Aufschlägen. Denn mit der Entwicklung autonomer Fahrzeuge würden die Schäden vermindert, damit auch die Kosten für deren Regulierung, die letztlich auf alle Versicherten umgelegt werden.

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