Unruhe beim Autobauer Welche Perspektive hat Ford in Köln?

Köln · Es läuft nicht rund bei Ford Europa. Der Autobauer schreibt rote Zahlen, bei Zukunftsthemen wie der E-Mobilität ist man hinten dran. Betriebsratschef Martin Hennig kritisiert die Chefetage und fordert Perspektiven.

 Dauerbrenner: Produktion des Ford Fiesta in Köln.

Dauerbrenner: Produktion des Ford Fiesta in Köln.

Foto: Günther Meisenberg

Es läuft nicht rund bei Ford Europa. Der Autobauer schreibt hier rote Zahlen, bei Zukunftsthemen wie der E-Mobilität ist man hinten dran. Der oberste Arbeitnehmervertreter der US-Tochter, Martin Hennig (59), geht mit der Chefetage hart ins Gericht, sieht die Kooperation mit VW kritisch und fordert eine Perspektive auch für den Werksstandort Köln.

„Die Kooperation mit VW bei Pick-ups und leichten Nutzfahrzeugen hilft dem Unternehmen insgesamt. Es spart dadurch Entwicklungskosten. Sie hilft nicht unbedingt den europäischen Werken“, sagt Hennig. Ob die Zusammenarbeit zum Jobverlust bei Ford führen werde, müsse man abwarten. Auch eine Zusammenarbeit bei E-Autos und beim autonomen Fahren werde geprüft, heißt es. Ob das Ford hilft? „Es gibt eine Absichtserklärung. Mögliche Auswirkungen bewegen uns. Es könnte etwa die Produktentwicklung bei Ford betreffen. Noch ist unklar, ob Ford Systeme von VW nutzt oder selbst entwickelt. Derzeit werden E-Autos von Ford in den USA entwickelt. Uns Arbeitnehmervertretern müsste die Konzernleitung auch für Europa eine Zukunftsperspektive bei E-Autos bieten“, sagt Hennig.

Beim Europageschäft gibt Hennig zunächst Entwarnung. Ein Rückzug aus dem schwächelnden Geschäft scheine zunächst vom Tisch. Er sei erst einmal beruhigt, sagt Hennig: „Konzern-Chef Jim Hackett hat mir in den USA zuletzt auch gesagt, dass Ford an Europa festhält. Das aber nicht um jedem Preis. Jetzt muss Europa zeigen, dass das Geschäft hier rentabel ist.“ Warum schwächelt das Geschäft? Hennig: „Wir sind öfter durch das Tal der Tränen gegangen, etwa bei der Modellpolitik. Es wurden Autos für den Weltmarkt entwickelt, die nicht zum europäischen Markt gepasst haben. Dann gab es Autos für Europa – bis zum nächsten Führungswechsel. Raus aus der Kartoffel, rein in die Kartoffel. Uns Arbeitnehmervertretern fehlt der Ansatz, Europa als eigenständigen Markt zu sehen. 2003 hatten wir eine ähnliche Diskussion wie heute. Es geht um Materialkosten, Einkaufspreise, Gleichteile, die die Produktion billiger machen. Außerdem hat der Konzern den Trend zu SUVs verschlafen.“

Endlich würden Analysen zu den Gesamtkosten betrieben. Verstanden habe dies der Konzern erst, als ihm das Wasser bis zum Hals stand. Ein Baukastensystem, das auch andere Hersteller nutzten, müsse endlich mit Konsequenz umgesetzt werden.

Ob er um die Fiesta-Fertigung in Köln fürchte? „Zur Zeit nicht“, sagt Hennig: „Der deutsche Markt läuft sehr gut. Ein harter Brexit würde die Situation ändern. Etwa ein Drittel der Fiesta-Produktion geht nach Großbritannien. Aber auch in Köln müssen wir auf die Kosten etwa für Material sehen.“ Stichwort Elektromobilität: Ford setze zwar auf E-Autos. Zudem soll es zu jedem Modell eine elektrische Variante geben. Es gehe bei den E-Autos von Ford derzeit nicht so sehr um batterie-elektrische Fahrzeuge“, schränkt der Betriebsratschef ein: „Ford elektrifiziert vor allem Benzinmotoren, um bei diesen Hybrid-Autos den Verbrauch zu senken. Aber wir brauchen auch eine Perspektive hinsichtlich der E-Autos.“

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