Wechsel des Energieversorgers Wenn der Algorithmus beim Tarifwechsel hilft
Bonn · Bei der Suche nach günstigen Energieanbietern können Kunden Softwareprogramme nutzen. Zweifel, ob die Zielgruppe mitmacht.
Auch wenn der Gesetzgeber das Wechseln des Energieversorgers leicht gemacht hat, scheuen viele Privathaushalte diesen Schritt. Wie aus dem aktuellen Monitoringbericht der Bundesnetzagentur hervorgeht, hatten 2016 nur 9,6 Prozent der Haushaltskunden den Stromanbieter gewechselt, bei den Gaskunden waren es 12,3 Prozent.
Insgesamt waren 2016 bei der Bundesnetzagentur 856 Energieversorger gemeldet. Nicht alle sind überall in Deutschland verfügbar, trotzdem haben Kunden die Qual der Wahl, denn in jeder Stadt stehen allein beim Strom 300 bis 400 verschiedene Tarife zur Auswahl. Wer die Mühe scheut, auf Vergleichsportalen im Internet den für ihn passenden Tarif herauszusuchen, kann inzwischen auch Softwareprogramme für sich arbeiten lassen.
Die Berliner Firma Switchup bietet einen solchen Service an. „Mit unserem Empfehlungsalgorithmus können Sie 375 Euro im Jahr sparen“, erklärt Arik Meyer, der das Start-up vor drei Jahren gegründet hat. Kunden von Switch-up legen ihre Kriterien für den Strom- und/oder Gasanbieter fest und daraufhin ermittelt Switchup das günstigste Angebot. Auf Wunsch kann der Wechsel voll automatisch ablaufen, und wenn die nächste Preiserhöhung ansteht oder bessere Angebote verfügbar sind, kommt Switchup mit neuen Vorschlägen. „Der Kunde wird per Mail informiert. Er kann sich vorbehalten, das Angebot immer erst zu prüfen. Oder er überlässt alles uns und wir vollziehen den Wechsel“, erklärt Meyer.
Für Kunden ist der Service kostenlos, und sie können ihn auch jederzeit kündigen. Switchup finanziert sich über Boni der Anbieter. „Über 90 Prozent der Versorger bezahlen uns, aber wir haben auch die anderen im Angebot und werten sie aus.“ Meyer sagt, dass man die Anbieter genau prüfe und unseriöse Lieferanten aussortiere. Das Unternehmen hat zudem mit der Arag einen Gruppenvertrag für eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen, die hilft, wenn bei einem Anbieterwechsel doch einmal Probleme auftauchen. Auch dieser Wechselschutz sei für die Kunden kostenlos, sagt Meyer.
Verbraucherschützer zweifeln an Durchschlagskraft
Energieexperte Udo Sieverding von der Verbraucherschutzzentrale NRW hält den Service von Switchup, den in ähnlicher Form auch ein gutes Dutzend anderer Firmen anbieten, „eigentlich für eine gute Sache, wenn er denn funktionieren würde“. Sein Argument: „Sparfüchse, die die Tricks kennen, kommen mit den Vergleichsportalen zurecht. Die anderen, die das Internet scheuen, werden sich nicht einem elektronischen Tarifoptimierer anvertrauen.“
Für den Anbieterwechsel gibt die Netzagentur generell einige Tipps: Tarife mit Vorkasse oder Kaution sollten gemieden und die Vertragslaufzeit ein Jahr nicht überschreiten. Außerdem müssten die Verbraucher darauf achten, dass nach Ablauf der Preisbindung eine erhebliche Preissteigerung möglich sei.