Sorge um Jobs Widerstand gegen mögliche Übernahme von Stada wächst

Bad Vilbel · Mehrere Finanzinvestoren buhlen um den Pharmakonzern Stada - und sind bereit, Milliarden zu zahlen. Doch nun wehrt sich der Betriebsrat. Er sorgt sich um den Erhalt der Arbeitsplätze.

Das Logo von Stada an einem Werk des Pharmakonzerns. Foot: Frank May

Das Logo von Stada an einem Werk des Pharmakonzerns. Foot: Frank May

Foto: Frank May

Der Widerstand gegen einen möglichen Verkauf von Stada an Finanzinvestoren wächst. Nachdem bereits die Gewerkschaft IG BCE Sorgen um die Jobs bei dem hessischen Pharmakonzern geäußert hatte, hat nun der Betriebsrat des Unternehmens das Wort ergriffen und eine Übernahme abgelehnt.

Die Interessen der Belegschaft in Deutschland ließen sich am besten vertreten, "wenn Stada als eigenständiges Unternehmen erhalten bleibt", erklärte die Mitarbeitervertretung am Dienstagabend in einer Mitteilung, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Dem möglichen Verkauf an einen Investor stehe man kritisch gegenüber und mache sich Sorgen um die Arbeitsplätze in Deutschland.

Für Stada hatte jüngst der US-Finanzinvestor Advent ein rund 3,6 Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot abgegeben. Er bietet 58 Euro je Aktie plus die Dividende für 2016, um den Anbieter von Nachahmer-Medikamenten und rezeptfreien Markenprodukten wie Grippostad komplett zu kaufen. Advent hatte zugleich betont, den MDax-Konzern nicht aufspalten, sondern in ihn investieren zu wollen. Zugleich hatte es ein Bekenntnis zum Standort Deutschland gegeben.

Die IG Bergbau, Chemie und Energie ist dennoch skeptisch. "Wir müssen sehen, ob das ernst gemeint oder ein Lippenbekenntnis ist", hatte Alexander Wiesbach, Betriebsbetreuer der Gewerkschaft für Stada, am Wochenende gesagt. "Die Sicherung der 1300 Arbeitsplätze in Deutschland und auch der Arbeitsbedingungen haben für uns oberste Priorität." Man prüfe, wie die Bieter für Stada sich bei Firmen-Übernahmen in der Vergangenheit verhalten hätten, um sich für konkrete Gespräche vorzubereiten.

Finanzinvestoren steigen oft bei Firmen ein, um deren Gewinn zu steigern und sie anschließend mit einem Aufschlag weiterzuverkaufen. Nicht selten greifen Beteiligungsgesellschaften dabei zu Sparmaßnahmen. An Stada ist bereits der Investor AOC beteiligt, der 2016 eingestiegen war und Veränderungen am Geschäftsmodell verlangte.

Neben Advent sind die britische Beteiligungsgesellschaft Cinven und ein dritter Finanzinvestor, bei dem es sich um Bain Capital handeln soll, interessiert an Stada. Am Wochenende hatte das Unternehmen einen offenen Bieterprozess mit allen Parteien eröffnet und sie eingeladen, Einblick in die Bücher zu nehmen.

Eine Frist zur Annahme des Advent-Angebots am Montag ließ Stada verstreichen. Der Konzern will einen höheren Verkaufspreis erreichen. Advent lässt sich nun auf ein Bieterrennen ein. "An einer feindlichen Übernahme ist Advent nicht interessiert", sagte eine Sprecherin. Stada beschäftigt weltweit rund 10 400 Mitarbeiter (Stand 2015) und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 2,1 Milliarden Euro.

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