Dax-Konzern vor Gericht Warum der Wirecard-Prozess ein besonderer Fall ist

Verhandelt wird an 100 Tagen bis Ende 2023. Nicht nur das macht den Wirecard-Prozess, der am Donnerstag startet, besonders. Noch niemand hatte zuvor einen Dax-Konzern als Potemkinsches Dorf gebaut.

Das Wirecard-Logo ist am Hauptsitz des Zahlungsdienstleisters im bayerischen Aschheim zu sehen.

Das Wirecard-Logo ist am Hauptsitz des Zahlungsdienstleisters im bayerischen Aschheim zu sehen.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Wer ein Potemkinsches Dorf errichtet, schafft ein Truggebilde, eine bloße Fassade. Der Begriff geht auf eine Erzählung über den russischen Fürsten Potjomkin zurück. Der ließ demnach 1787 in gerade eroberten Gebieten entlang des Reiseweges von Zarin Katharina aus bemalten Kulissen illusionäre Dörfer entstehen, um seiner Herrscherin blühende Landschaften vorzugaukeln. Ersetzt man die Dörfer durch den früheren Dax-Konzern Wirecard, Potjomkin durch dessen Manager sowie die Zarin durch Aktionäre, Banken und allerlei Aufsichtsorgane wie die Bafin, landet man beim kommenden Donnerstag startenden Betrugsprozess am Landgericht München. Bei Wirecard wurde mutmaßlich vieles frei erfunden, selbst wenn der Hauptangeklagte Markus Braun das vehement bestreitet.