Skandal bei der Telekom Wo sind die Telekom-Spione?

Bonn · Die Ermittlungen gegen einen ehemaligen Bonner Mitarbeiter wurden eingestellt. Die beschuldigten chinesische Manager bleiben weiterhin offiziell verschwunden. Deren Arbeitgeber weiß allerdings offenbar, wo sie sind.

 Die Telekom äußert sich zu dem Fall derzeit nicht.

Die Telekom äußert sich zu dem Fall derzeit nicht.

Foto: dpa

Es war ein unmoralischer Deal, wenn er sich so zugetragen hat: Ein ehemaliger Telekom-Mitarbeiter soll von zwei chinesischen Managern 150.000 Euro erhalten haben. Im Gegenzug soll er firmeninterne Informationen verraten haben.

Die Spionageaffäre um den Dax-Konzern und den chinesischen Telekommunikationszulieferer ZTE kam vor etwa sechs Monaten ans Licht. Seitdem ermittelte die Bonner Staatsanwaltschaft sowohl gegen den ehemaligen Telekom-Mitarbeiter als auch gegen die beiden ZTE-Manager.

Jetzt ist die Affäre zumindest für einen Teil der Beschuldigten abgeschlossen: Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen den ehemalige Telekom-Mitarbeiter gegen eine Auflage an die Staatskasse in Höhe von insgesamt 10.000 Euro eingestellt.

Das teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Anfrage des General-Anzeigers mit. Der Beschuldigte arbeitete für die Einkaufsgesellschaft der Telekom: Buyin, ein Joint-Venture der Telekom und des französischen Anbieters Orange.

Buyin koordiniert ein Einkaufsvolumen von insgesamt 25 Milliarden Euro. ZTE versucht als Zulieferer derzeit auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Seit 2008 hat das Unternehmen neben Düsseldorf auch eine deutsche Niederlassung in Bonn.

Schon vor Beginn der Ermittlungen hatte der betroffene Telekom-Mitarbeiter ein Geständnis abgelegt. Der Dax-Konzern will die Einstellung der Ermittlungen gegen ihren Ex-Mitarbeiter derzeit nicht kommentieren. „Die Untersuchungen laufen noch“, teilte ein Konzernsprecher am Donnerstag schriftlich mit. „Bevor wir keine Klarheit haben, können wir nicht kommentieren.“ Die Staatsanwaltschaft hält sich ebenfalls mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen bedeckt.

Staatsanwaltschaft sucht abgetauchte Manager

Denn die Ermittlungen gegen die beiden chinesischen Manager gehen weiter – für die Staatsanwaltschaft allerdings unter erschwerten Bedingungen. Denn die Beschuldigten sind seit den Bürodurchsuchungen Anfang des letzten Jahren abgetaucht, heißt es von Seiten der Behörden. Ihr Aufenthaltsort vermutlich China.

Für die Staatsanwaltschaft ist es so fast unmöglich, diese dort ausfindig zu machen. Von Seiten des chinesischen Telekommunikationsausrüsters, der weltweit 70.000 Mitarbeiter beschäftigt, klingt das ganz anders. ZTE teilte nämlich auf Anfrage mit Blick auf den ehemaligen Leiter des ZTE-Büros in Bonn mit: „Zu keinem Zeitpunkt war dieser Manager verschwunden.“

Mit anderen Worten: ZTE kennt den Aufenthaltsort von wenigstens einem der beiden Beschuldigten. Er kooperiere, heißt es weiter, nicht nur mit ZTE selbst, sondern auch mit der externen Anwaltskanzlei, die die Telekom und der chinesische Konzern zur Aufklärung der Affäre eingeschaltet haben.

Die Staatsanwaltschaft gibt sich daraufhin überrascht. Erklärt aber auch, dass sie keinerlei Handhabe hat: „Wenn ZTE den Aufenthaltsort der beiden Manager nicht Preis geben will, können wir sie nicht dazu zwingen“, erklärt ein Sprecher der Behörde.

Beschuldigter von ZTE ließ sich nach China versetzen

Der besagte Manager – früherer Leiter der ZTE-Niederlassung in Bonn – hat sich nach Konzernangaben kurz vor den Bürodurchsuchungen auf eigenen Wunsch nach China versetzen lassen. Als ZTE von dem Hintergrund der Untersuchungen erfuhr, habe man ihn vom Dienst suspendiert.

Bereits vor Jahren gab es von Seiten der US-Regierung Beschuldigungen wegen Industriespionage gegen den Konzern aus Shenzhen. ZTE verweist darauf, dass der Konzern die Vorwürfe bereits damals zurückgewiesen habe.

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