Wohnatlas Postbank 2022 Wohnen zehrt immer stärker an Einkommen
Bonn/Rhein-Sieg-Kreis · Bundesweit sind die Kaufpreise für Immobilien weiter gestiegen und belasten das Einkommen der Haushalte. Das betrifft auch Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis. Mieten schlugen hingegen weniger stark zu Buche.
Deutsche Haushalte müssen immer größere Anteile ihres verfügbaren Einkommens fürs Wohnen aufwenden, geht aus dem diesjährigen Postbank Wohnatlas hervor. Dazu hat das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut ausgerechnet, wie viel des regional verfügbaren Einkommens 2021 im Schnitt nötig war, um die Nettokaltmiete oder die Kreditzahlung für eine 70-Quadratmeter-Wohnung zu finanzieren. Betrachtet wurden 401 deutsche Landkreise und kreisfreie Städte.
In Bonn ging für den Wohnungskauf im Schnitt 20,8 Prozent des verfügbaren Einkommens drauf – zwei Prozentpunkte mehr als im Jahr 2020. Auch im Rhein-Sieg-Kreis stieg dieser Wert um zwei Prozentpunkte auf 16,5 Prozent. Wer sich für die Miete entschied, hatte mehr von seinem Einkommen: In Bonn gaben Haushalte 18,1 Prozent ihres Einkommens für die Nettokaltmiete aus, im Rhein-Sieg-Kreis 13,6 Prozent. Diese Zahlen haben sich im Vergleich zu 2020 kaum verändert.
Käufer wenden mitunter mehr als ein Drittel des Einkommens auf
Eine Faustformel empfiehlt, nicht mehr als 30 Prozent des verfügbaren Einkommens fürs Wohnen auszugeben. In zwölf Städten und Kreisen wurde es jedoch teurer. Mit beinahe der Hälfte ihres durchschnittlichen Einkommens (46,3 Prozent) wendeten Haushalte im Landkreis Nordfriesland (darunter Sylt) am meisten für eine eigene Wohnung auf. München und Berlin folgten dicht darauf. Den kleinsten Einkommensanteil mussten Immobilienkäufer im Osten mit sechs bis sieben Prozent entbehren. In NRW belasteten Käufe in Hagen, Herne und Gelsenkirchen das Einkommen am wenigsten.
In 114 der Städte und Kreise war es günstiger oder gleich teuer, eine Wohnung zu kaufen, vor allem im Ruhrgebiet. Insgesamt zehren Käufe jedoch stärker am Einkommen als Mieten. Bei den Spitzenreitern wie München und Freiburg gaben Haushalte durchschnittlich rund ein Viertel ihres Einkommens für die Miete aus. Zwar ist der Vermögensaufbau nur mit Eigentum möglich. Dennoch könnten die Kosten für einen Kauf durch Inflation, steigende Energiekosten und Materialmangel in der Pandemie weiter ansteigen, warnt Eva Grunwald, Leiterin des Immobiliengeschäfts bei der Postbank.