Kommentar zum Streik bei Ryanair Zeit verspielt

Meinung · Natürlich ist es für Reisende immer nervenaufreibend, wenn es im im Flugverkehr zu Verspätungen und Ausfällen kommt. Doch im Fall der Piloten der Billig-Fluglinie Ryanair sollten Urlauber Verständnis haben.

Das Problem schlecht bezahlter Piloten bei Ryanair ist seit langem bekannt. Und bisher hat der Konzern es mit ziemlich rüden Methoden geschafft, Proteste im Keim zu ersticken. Von geregelten Arbeitnehmervertretungen ganz zu schweigen. Noch vor wenigen Tagen ließ Dublin verlauten, man erkenne die „Lufthansa-Gewerkschaft“ Cockpit nicht an. Die wiederum hatte unmissverständlich klar gemacht, dass nur ernst gemeinte Verhandlungen, und zwar mit dem Ziel von Tarifverträgen, Streiks noch verhindern könnten. Mit der kurzfristigen Absage der Gespräche hat Ryanair also damit rechnen dürfen, dass die Piloten zum Streik aufrufen würden.

Natürlich ist es für Reisende schwierig, Verständnis für Piloten oder das Kabinenpersonal aufzubringen. Und bisweilen mag auch der Eindruck entstehen, manche Forderung sei übertrieben. In diesem Fall ist aber klar – dem ist nicht so. Arbeitsbedingungen und Bezahlung bei dem irischen Billigflieger sind schlecht – sie liegen rund 30 bis 50 Prozent unter den Tarifen der Konkurrenz. Durch Scheinselbstständigkeit werden Festanstellungen systematisch verhindert – was im Zweifel übrigens auch den Sozialsystemen schadet. Nun laufen dem Unternehmen in Scharen die Piloten davon. Deswegen musste Ryanair massenweise Flüge ausfallen lassen – angeblich wegen fehlerhafter Urlaubsplanung.

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