Die Deutsche Bank Zu groß für eine Pleite

Die Deutsche Bank steckt in Schwierigkeiten. Das Institut leidet unter den Sünden der Vergangenheit und dem geänderten Kapitalmarkt. Steht das deutsche Finanzsystem vor einem Kollaps?

 Die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.

Die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.

Foto: dpa

Die schlechten Nachrichten vor allem von Deutscher Bank und Commerzbank lassen Beobachter vor allem an der Zukunft der beiden Großbanken zweifeln.

Warum machen sich die Anleger solche Sorgen?

Die Deutsche Bank ist in turbulentes Fahrwasser geraten, seitdem das amerikanische Justizministerium ihr eine Strafe von 14 Milliarden Dollar angedroht hat. Diese soll wegen unlauterer Hypothekengeschäfte in den USA fällig werden. Allerdings hofft die Bank, diese Strafe noch herunterhandeln zu können. Anleger sind nicht sicher, ob ihr das gelingt. Das Institut hat nur 5,5 Milliarden Euro für die Beilegung aller ausstehenden Rechtsstreitigkeiten zurückgelegt, es stehen aber noch zahlreiche weitere aus.

Sollte die Bank tatsächlich 14 Milliarden Dollar bezahlen müssen, könnte das ihre finanzielle Leistungsfähigkeit überfordern. Eine Kapitalerhöhung könnte also doch nötig werden, denn ansonsten wären die Puffer, die die Regulatoren von den Banken verlangen, weg. Staatshilfe lehnt die Deutsche Bank ab, das hat ihr Chef John Cryan am Mittwoch noch einmal in der „Bild“-Zeitung bekräftigt, und die Bundesregierung hat gestern dementiert, dass sie an Notfallplänen für die Bank arbeite. Auch die Finanzaufsicht Bafin arbeitet angeblich nicht an solchen Plänen.

Warum will die Bundesregierung nicht helfen?

Sollte es hart auf hart kommen, dürfte das „Nein“ der Bundesregierung nur vorläufig sein. Denn in einem Fall wie der Deutschen Bank würde der Staat wohl nicht eine Pleite riskieren wollen, dazu ist die Deutsche Bank zu groß und zu „systemrelevant“, sie könnte also andere mit in den Abgrund reißen und das Finanz- und Wirtschaftssystem mit erschüttern. Mit einem Einstieg könnte der Staat zudem Einfluss auf die künftige Struktur der Bank nehmen und sie damit wirklich fit für die Zukunft machen. Das ist bisher nach Ansicht vieler Beobachter zu zögerlich geschehen.

Trifft das auch die Commerzbank?

Die Commerzbank will zwar auch ihr Geschäft kräftig umstrukturieren. Voraussichtlich werden auch hier Tausende Stellen gestrichen, und die gerade für 2015 wieder aufgenommene Dividendenzahlung dürfte für dieses Jahr entfallen. Aber anders als die Deutsche Bank kämpft sie nicht mit hohen Strafzahlungen. Aber sie hat sich gerade erst aus dem Tief nach der Finanzkrise herausgearbeitet. Deshalb trifft sie der „brutale Umbruch“ am Bankenmarkt, den der neue Commerzbank-Chef Martin Zielke beklagt, besonders hart.

Warum ist denn die Lage am Bankenmarkt so dramatisch?

Es kommt aktuell vieles zusammen. Wegen der Finanzkrise haben die Aufseher die Zügel strenger angezogen und den Banken vorgeschrieben, deutlich mehr Kapital vorzuhalten als vor der Krise, damit sie im Risikofall einen Puffer haben. Außerdem werden sie von den Regulatoren strenger beaufsichtigt. Deshalb sind mehr Mitarbeiter als früher mit der Einhaltung dieser Auflagen beschäftigt.

Außerdem müssen die Geldhäuser kräftig investieren: Sie müssen ihre Geschäftsabläufe digitalisieren. Diese Investitionen kosten viel Geld. Und schließlich ist es viel schwieriger als früher, Geld zu verdienen. „Die Ertragskraft der deutschen Banken ist gering, und die Niedrigzinsen reduzieren die Gewinne der Banken zusätzlich“, sagte ifo-Präsident Clemens Fuest der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Wenn diese Situation anhält, steigen die Risiken einer Krise.“

Was macht das Geldverdienen schwer?

Die Lage am Kapitalmarkt hat sich deutlich geändert. Wurden früher die Spareinlagen der Kunden, die eine Bank nicht als Kredite vergeben konnte, in Staatsanleihen geparkt, konnte man damit noch eine Zinsdifferenz von zwei bis drei, manchmal gar vier Prozent verdienen. Das sei heute nicht mehr möglich, erklärt Robert Halver, Anlagestratege der Baader Bank: „Heute sind ja die meisten deutschen Staatspapiere mit negativer Rendite versehen. Da verdienen Sie einfach nichts mehr. Das heißt: Ihnen fehlt der Risikopuffer, der Ertragspuffer.“

Und in Deutschland sind die Erträge aus dem Provisionsergebnis auch schwach: Provisionen fallen beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren, vor allem Aktien an. Die Deutschen aber sind Aktienmuffel, deshalb können sie auch dort kaum Geld verdienen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort