IGeL-Leistungen auf dem Prüfstand Zusatzangebote der Ärzte weitgehend nutzlos

Berlin · Hier eine Vitaminkur, da ein Ultraschall: Patienten sind oft verunsichert, wenn es um medizinische Zusatzangebote bei ihren Hausärzte geht. Der Medizinische Dienst des Bundes hat einige Leistungen mal unter die Lupe genommen - mit überraschendem Ergebnis.

 Der Medizinische Dienst des Bundes hat sich die sogenannten IGeL-Leistungen der Ärzte genauer angesehen.

Der Medizinische Dienst des Bundes hat sich die sogenannten IGeL-Leistungen der Ärzte genauer angesehen.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Manche Patienten wundern sich über das Verhalten ihrer Ärzte. Einen Termin in der normalen Sprechstunde bietet dessen Praxis erst nach langer Wartezeit an. Zusatzleistungen, die selbst bezahlt werden müssen, sind schon kurzfristig möglich. Diese und weitere Klagen erreichen den Medizinischen Dienst des Bundes (MDB). Die sogenannten Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) sind schon lange ein ebenso umstrittenes wie lukratives Zusatzgeschäft für viele Ärzte. „Jeder Termin, der für IGeL angeboten wird, steht einer normalen Sprechstunde nicht mehr zur Verfügung“, kritisiert MDB-Chef Stefan Gronemeyer Teile der Ärzteschaft.

Die Palette der IGeL-Angebote ist beträchtlich. Zu den verbreiteten gehören Ultraschalluntersuchungen zur Früherkennung von Eierstockkrebs. Auch „Vitamin-Checks“ oder „Vitaminkuren“ werden gerne angeboten. Doch der Nutzen ist umstritten. Seit zehn Jahren prüft der Medizinische Dienst die Offerten auf ihre medizinischen Wirkungen und fasst die Ergebnisse im IGeL-Monitor zusammen. 55 Therapien stehen inzwischen auf der Liste. Das Ergebnis der Bewertung ist verheerend. Keiner Leistung attestieren die Experten eine positive Wirkung. Zwei erwiesen sich immerhin als tendenziell positiv. 29 hält der MDB dagegen für tendenziell negativ oder negativ. 

Mangelnde Studien zu Vitamin-Behandlungen

Zu den negativen gehört die Ultraschalluntersuchung zur Krebsfrüherkennung. „Bei dieser Leistung kann es zu vielen falsch positiven Ergebnissen und damit zu unnötigen weiteren Untersuchungen und Eingriffen kommen“, warnt Gronemeyer. Dies widerspreche den Regeln der Patientensicherheit und sollte deshalb gar nicht mehr angeboten werden. 

Nicht viel besser sieht es bei den Vitaminen aus. Gerne bieten Ärzte die Früherkennung eines Mangels an B-12-Vitaminen an. Der IGeL-Monitor hat trotz intensiver wissenschaftlicher Recherche nicht eine Studie gefunden, demzufolge die Gesundheit damit verbessert wird. Schädlich ist die Behandlung aber wohl auch nicht. So stuft der MDB die Wirkung als „unklar ein“, wie bei weiteren 20 Angeboten. Immerhin verbessert sich eine Leistung im aktuelle IGeL-Monitor. Der Toxoplasmose-Test während der Schwangerschaft wurde bisher als negativ eingestuft. Nun gilt die Testwirkung als „unklar“. „Nutzen und Schaden halten sich die Waage“, erläutert Gronemeyer.

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