DIW-Studie Zuwanderung aus Europa stärkt deutsche Wirtschaft

Frankfurt · Jedes Jahr kommen rund 720 000 Arbeitnehmer vor allem aus Süd- und Osteuropa nach Deutschland. Sie tragen hierzulande zum Wirtschaftswachstum bei, zeigt eine DIW-Studie.

 Grenze zwischen Deutschland und Polen.

Grenze zwischen Deutschland und Polen.

Foto: picture alliance/dpa

Mit 0,2 Prozent haben EU-Ausländer in den vergangenen Jahren zum Wirtschaftswachstum hierzulande beigetragen. Das haben die Wirtschaftsforscher des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in ihrer Studie errechnet. Dieser Wert bildet das durchschnittliche Plus beim Wachstum in den Jahren zwischen 2011 und 2016 ab. Der Grund für den regen Zuzug ist vor allem die gute Lage am Arbeitsmarkt hierzulande, verglichen mit anderen Ländern der EU.

So kamen seit 2011 von den insgesamt rund fünf Millionen EU-Bürgern viele aus osteuropäischen Staaten. Doch auch aus Ländern Südeuropas wie Italien, Spanien oder Griechenland. Diese südlichen Länder der Union sind besonders stark in wirtschaftliche Krisen geraten. Es herrscht dort – bis heute noch - hohe Arbeitslosigkeit vor allem unter jungen Menschen. „Es gibt auch noch andere Wanderungsgründe, zum Beispiel familiärer Zuzug“, sagte Studienautor Marius Clemens. „Aber mehr als die Hälfte ist wegen der guten Arbeitsmarktsituation in Deutschland zugewandert.“

Der Studie zufolge kamen seit 2011 jedes Jahr im Schnitt rund 720 000 Menschen aus Ländern der EU nach Deutschland. Grundlage für diese Bewegungen ist die Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU. Arbeitnehmer aus Ländern der EU haben grundsätzlich das Recht, in anderen Ländern zu gleichen Bedingungen wie die einheimische Bevölkerung zu arbeiten. Seit 2011 gilt die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit auch für die im Zuge der EU-Osterweiterung 2004 beigetretenen EU-Länder, seit 2014 außerdem für Rumänen und Bulgaren, seit 2015 auch für Kroaten.

Doch nicht nur Zuwanderung aus der EU kann einen Schub für das Wachstum geben. Auch Flüchtlinge können das bewirken. So geschehen mit der Einwanderung der vielen Bürgerkriegsflüchtlinge ab dem Jahr 2015. „Bei Zuwanderung haben wir auf jeden Fall erst einmal einen positiven Konsumeffekt, das haben wir 2015 und 2016 gesehen“, sagt Volkswirt Stefan Mütze von der Landesbank Hessen-Thüringen Helaba. Profitieren konnte beispielsweise in dieser Zeit der Einzelhandel. „Und wir haben – mit Zeitverzug – einen Integrationseffekt. Das heißt: Diese Menschen werden sich in Zukunft eine Arbeitsstelle suchen und dann auch positive Effekte auf das Bruttoinlandsprodukt haben.“

Die zeitliche Verzögerung tritt auf, weil viele Flüchtlinge zunächst die Sprache lernen – und mitunter auch Bildungsdefizite ausgleichen müssen, bevor sie hier einen Job finden können. „Hier muss man aus wirtschaftlicher Sicht natürlich erst einmal investieren, etwa Sprachkurse anbieten“, meint Stefan Mütze.

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