Starttermin für Bonn unklar Zwei 5G-Anbieter beginnen noch dieses Jahr
Bonn · Nach dem Ende der Frequenzauktion wollen die vier Mobilfunkfirmen möglichst schnell ihre 5G-Netze ausbauen. Offen ist bislang noch, wann die Stadt Bonn angeschlossen wird.
Wenn es nach den Kapitalmärkten geht, haben die vier Mobilfunkanbieter, die für insgesamt fast 6,6 Milliarden Euro 5G-Frequenzen ersteigert haben, alles richtig gemacht. An der Börse schossen die Aktien von der Deutschen Telekom, Vodafone, Telefonica Deutschland und United Internet am Vormittag nach oben. Es profitierten besonders die beiden Aktien des Neuleinsteigers unter den Netzbetreibern, die 1&1 Drillisch AG und ihre Muttergesellschaft United Internet. Telekom und Vodafone gaben die Gewinne vor Börsenschluss wieder ab.
„Der Einstieg von 1&1 Drillisch als vierter Mobilfunknetzbetreiber dürfte den deutschen Markt nachhaltig verändern“, sagt Jens-Uwe Theumer., Telekommunikationsexperte bei Verivox. Mit der fünften. Mobilfunkgeneration starte eine vollkommen neue Technik – mit immensen Chancen, ohne Rücksicht auf bestehende Systeme nehmen zu müssen. Drillisch könne spürbar an der Preis-Leistungs-Schraube drehen und Verbraucher dadurch profitieren.
Die Deutsche Telekom und Vodafone wollen bereits in diesem Jahr mit ihren 5G-Netzen in Deutschland starten. „Wir werden in Kürze den Startknopf drücken und 5G in Deutschland real werden lassen“, sagt Telekom-Deutschland-Chef Dirk Wössner. Informationen über den Starttermin in einzelnen Städten gibt es noch nicht. Das Bonner Unternehmen hat europaweit bereits 150 5G-Antennen in Betrieb. Testgebiete sind in Berlin, Darmstadt und am Hamburger Hafen. In Deutschland sind laut Wössner schon mehr als 80 Prozent der bestehenden Telekom-Antennen auf 5G vorbereitet.
„Wir wollen bis Ende 2021 bis zu 20 Millionen Menschen in Deutschland mit 5G erreichen“, so Hannes Ametsreiter, Chef von Vodafone Deutschland. Zusätzlich versorge Vodafone zahlreiche Industriestandorte mit dem neuen Echtzeitnetz. In Deutschland rechnen Experten, dass auch in diesem Jahr die ersten 5G-Smartphones verkauft werden.
Ballungsräume und Industriestandorte zuerst anschließen
Aufgrund seiner physikalischen Ausbreitungseigenschaften werde das erworbene Spektrum in einem ersten Schritt insbesondere Ballungsräume und Industriestandorte mit 5G versorgen, heißt es eher zurückhaltend bei Telefonica. Als Neuling muss 1&1-Drillisch nicht so strenge Versorgungsauflagen erfüllen wie die Konkurrenten. Bis Ende 2022 sollen die anderen Anbieter laut Bundesnetzagentur mindestens 98 Prozent der Haushalte in allen Bundesländern mit mobilem Internet mit wenigstens 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) ausstatten. Auch alle Autobahnen sollen über mindestens 100 Mbit/s verfügen, die Verzögerung beim Zugriff darf höchstens zehn Millisekunden betragen. Die gleiche Datengeschwindigkeit soll an Bahngleisen mit mehr als 2000 Fahrgästen pro Tag gewährleistet sein. Die neuen Mobilfunkgeneration soll mobiles Internet deutlich verbessern. Nutzer können einen kompletten Spielfilm in hoher Qualität in Sekunden herunterladen. Doch die eigentliche Neuerung sind andere Eigenschaften. Die Kommunikation weitet sich auf Maschinen und Geräte aus.
Viele Dienste werden schwerpunktmäßig auf Anforderungen der Industrie ausgelegt sein. Produktionsprozesse werden auf diese Weise automatisiert. Für Verbraucher wird es mehr Anwendungen bei der intelligente Steuerung des Hauses oder für virtuelle Realität geben. 5G ist ein reines Datennetz. Mobilfunktelefonate werden weiter über den 4G-Standard abgewickelt. Die neue Mobilfunkgeneration soll genauso schnell wie das menschliche Nervensystem reagieren. Innerhalb von einer Millisekunde können Daten von einem Ort zum anderen transportiert werden. Das ist wichtig für die Kommunikation unter autonomen Fahrzeugen, die sich gegenseitig vor Gefahren warnen müssen.
Bund soll mithelfen
Es sind es vor allem Industrieunternehmen, die sich viel von 5G versprechen. Störungen an Maschinen lassen mit schnell erfassen. „Ziel muss sein, die Industrie hierzulande mit den weltweit schnellsten und sichersten Netzen flächendeckend zu versorgen“, forderte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Dieter Kempf. Der Bund solle mit den Mitteln aus der Auktion den Glasfaserausbau und die Versorgung ländlicher Gebiete vorantreiben.