Nicht nur für Briten attraktiv In Bonn und der Region steigt die Zahl ausländischer Firmen

Bonn · In Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis steigt die Zahl ausländischer Unternehmen. Das zeigt eine Studie, die die IHK am Freitag vorgestellt hat. Neben Bonn kann auch eine Stadt aus dem Rhein-Sieg-Kreis ganz besonders bei Firmen aus dem Ausland punkten.

Symbolfoto.

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Foto: dpa/Tobias Kleinschmidt

Goodarz Mahbobi ist Gründer und Geschäftsführer des IT-Beratungsunternehmens Axxessio GmbH aus Bad Godesberg. Er findet die Region Bonn/Rhein-Sieg perfekt, um hier unternehmerisch tätig zu sein. „Bonn hat alle Vorteile einer Hauptstadt, und die Nachteile sind weg“, scherzt der Iraner. Die gute Infrastruktur, der Sitz von Dax-Unternehmen sowie die Hochschulen seien für ihn die Gründe für die Ansiedlung seines Unternehmens in der Region gewesen.

So wie Mahbobi geht es auch vielen anderen ausländischen Unternehmern: 5440 der 55 258 Mitgliedsunternehmen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg sind ausländischer Herkunft. Damit wird fast jedes zehnte IHK-Mitgliedsunternehmen in der Stadt Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis von einem ausländischen Staatsangehörigen betrieben oder hat mehrheitlich ausländisches Gesellschaftskapital. Das zeigt eine Studie, die die IHK am Freitag vorgestellt hat. Seit 2016, als die Erhebung das letzte Mal gemacht wurde, ist die Zahl der ausländischen Unternehmen um elf Prozent gestiegen.

Weltoffenheitheit und wirtschaftliches Potenzial

„Bonn und die Region sind weltoffen, zeichnen sich durch viele unterschiedliche Nationalitäten aus und haben als einziger deutscher Vereinte Nationen-Standort ein Alleinstellungsmerkmal, das auch wirtschaftliche Potenziale verspricht“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille.

Von den 5440 erfassten ausländischen Unternehmen sind 849 im Handelsregister eingetragen (HR-Firmen) und 4591 sogenannte Kleingewerbetreibende, die wegen des geringeren Geschäftsumfangs keine Bilanzen zu erstellen brauchen und auch andere Erleichterungen genießen.

Die ausländischen Unternehmen des IHK-Bezirks stammen aus 135 Ländern. Unternehmen aus den USA bilden mit 90 Firmen die größte Gruppe der ausländischen Unternehmen, die im Handelsregister eingetragen sind. Es folgen die Schweiz (88), Großbritannien (77) und die Niederlande (70). Die größten Gruppen unter den Kleingewerbetreibenden stellen Polen (651) vor Türken (632), Italienern (309) und Rumänen (300).

Die Anzahl der Unternehmen aus Greater China (China, Taiwan und Hong Kong) verzeichnete zwischen 2013 und 2019 mit 266 Prozent das stärkste Wachstum. Insgesamt kommen acht Prozent aller ausländischen Firmen in der Region aus China.

Die Briten bilden mittlerweile die drittgrößte Ländergruppe unter den ausländischen Unternehmen, die im Handelsregister eingetragen sind. Zwischen 2013 und 2016 stieg ihre Zahl um elf Prozent, zwischen 2016 und 2019 um 60 Prozent. Der Brexit wirkft seine Schatten voraus: „Britische Unternehmen suchen Alternativen, um auf dem EU-Markt ohne Grenzabfertigung und -kontrollen weiter aktiv sein zu können“ sagte IHK-Außenwirtschaftsexperte Armin Heider: 2013 spielten die Niederlande und die Österreicher noch eine viel wichtigere Rolle. Die Anzahl der Unternehmen aus EU-Ländern sei nur wenig gewachsen: Österreich um vier Prozent; Frankreich um zwei Prozent. Die Zahl der italienischen Unternehmen ist sogar um 25 Prozent zurückgegangen, die Zahl der Belgier um 16 Prozent.

Troisdorf hat einen hohen Anteil ausländischer Firmen

Neben Bonn hat vor allen Dingen Troisdorf einen hohen Anteil ausländischer Unternehmen aufzuweisen: 15,9 Prozent sind es bei den größeren Firmen und elf Prozent unter den Kleingewerbetreibenden. Hille führt das auf eine erfolgreiche Wirtschaftsförderung zurück. Neben der idealen Lage an Autobahn und Flughafen habe Troisdorf durch den Strukturwandel als alter Industriestandort genügend Flächen, auf denen sich Unternehmen ansiedeln könnten.

Eine Herausforderung für den internationalen Standort sei der Fachkräftemangel – eine wichtige Rolle spiele zudem die Etablierung einer Willkommenskultur: „Wir alle müssen deutlich machen, weshalb wir so viele Fachkräfte auch aus dem Ausland benötigen“, so Mahbobi.

Die hohe Anzahl iranischer Unternehmen mit insgesamt 155 sieht Mahbobi in der Geschichte nach der Revolution in Teheran 1979 begründet, als viele Iraner das Land verließen oder verlassen mussten. Von Bonn als Bundeshauptstadt sei eine besondere Anziehungskraft ausgegangen, weil hier schon Landsleute lebten: „Die iranische wirtschaftliche Kultur ähnelt in vielem der amerikanischen – Perser haben einen ausgeprägten Unternehmergeist, wollen oftmals lieber ein Unternehmen führen als Angestellter zu sein.“

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