Kommentar zur Silicon Valley Bank Versteckte Verluste
Meinung · Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank ist der größte seit der Finanzkrise von 2008. Doch diesmal sei die Lage anders, schreibt Mischa Ehrhardt in seinem Kommentar.
Die beiden Bankenpleiten in den USA mögen Erinnerungen wachrufen an die Pleite von Lehman-Brothers. Glücklicherweise stellt sich die Lage in diesem Fall anders dar. Denn die Silicon Valley Bank ist spezialisiert auf Start-Up-Unternehmen. Der US-Immobilienmarkt, an dem die Herren von Lehman Brothers sich verzockt hatten, hat völlig andere Dimensionen. Allerdings sollte man nicht verschweigen, dass das grundlegende Problem auch andere Banken betrifft. Auch sie haben Teile ihrer Gelder in lang laufenden Anleihen investiert. Die Kurse dieser Anleihen sind im Zuge der Zinswende gefallen. Ergo verstecken sich auch in anderen Bankbilanzen Verluste.
Nur können Banken die gewöhnlich verkraften, weil sie nicht gezwungen sind, die Anleihen auf einen Schlag zu verkaufen. Bleiben sie in den Bilanzen liegen, so sind es nicht mehr als Buchverluste. Und die lösen sich am Ende der Laufzeiten der Anleihen sogar wieder in Luft auf. Denn am Ende der Laufzeit bekommt der Gläubiger den Nennwert der Anleihen zurück. Deswegen sprechen Sparkassen oder Raiffeisenbanken zwar auch von Verlusten, aber nur von vorübergehenden Verlusten. Und weil sie auch nicht befürchten müssen, dass alle Kunden morgen vor der Tür stehen werden um ihr Geld abzuheben, werden sie zu einem Schnellverkauf der Anleihen auch nicht gezwungen sein. Deswegen dürfte es in den meisten Fällen bei vorübergehenden Verlusten in den Büchern bleiben. Durchaus möglich aber ist, dass noch die ein oder andere Bank folgen wird, weil die Probleme ähnlich gelagert sind wie bei den beiden US-Banken. Deswegen ist das entschlossene Eingreifen der US-Behörden zu begrüßen, um die um sich greifende Unsicherheit im Zaum zu halten.