Grenzwerte für Neuwagen Vier Liter auf 100 Kilometer sind genug

BRÜSSEL · Europas Autobauer sollen 2020 die mit Abstand saubersten Fahrzeuge der Welt produzieren. Denn dann gelten für alle neuen Pkw deutlich strengere Grenzwerte: Statt wie heute 130 Gramm Kohlendioxid je gefahrenem Kilometer dürfen nur noch 95 Gramm CO2 aus dem Auspuff kommen. Das entspricht einem Spritverbrauch von rund vier Litern auf 100 Kilometer.

 Elektroautos könnten künftig bei der Berechnung des Flottenverbrauchs von Autoherstellern eine größere Rolle spielen.

Elektroautos könnten künftig bei der Berechnung des Flottenverbrauchs von Autoherstellern eine größere Rolle spielen.

Foto: dpa

Dies ist das Ergebnis des Ringens von Vertretern der EU-Kommission, der Mitgliedstaaten und des Europäischen Parlamentes in der Nacht zu gestern. Am Dienstagabend begann die Verhandlungsrunde auch für Klein-Lkw (Sprinter), die ebenfalls ihren Beitrag zum Klimaschutz beisteuern sollen.

"Die neuen Grenzwerte sind eine echte Herausforderung für die Hersteller", kommentierte der federführende Parlamentsexperte Thomas Ulmer (CDU) das Ergebnis. Er dürfte Recht haben, denn die Schwelle liegt hoch. Dafür sorgt eine technische Änderung, die schon 2017 vorgenommen wird: Ab dann müssen Verbrauch und Abgasbelastung nämlich nach einem neuen Standard namens WLPT getestet werden. Das Ergebnis schraubt die Anforderungen nach oben. Derzeit beruhen die Verbrauchsangaben nämlich auf "völlig unrealistischen Bedingungen", wie es der CDU-Europa-Abgeordnete und Umweltexperte Peter Liese formulierte. Schließlich werden die Daten ohne eingeschaltete Klimaanlage, Licht, Scheibenwischer, Radio und weitere Energiefresser ermittelt. "Der bestehende Testzyklus ist eine schlimmere Verbrauchertäuschung als der Pferdefleischskandal", sagte Liese.

Durch diese Daten werden aber nicht nur die Angaben über den Sprit-Verbrauch steigen, sondern auch die Abgaswerte dürften realistischer (und höher) werden. Somit müssen die Autobauer die heutigen Motoren noch schärfer drosseln. Ein typisch europäischer Kompromiss soll ihnen diese Aufgabe aber leicht machen: Denn wenn ein Hersteller nicht nur Fahrzeuge der Premium-Klasse mit hohem Gewicht und entsprechenden CO2-Emissionen, sondern auch sparsame Kleinwagen oder Elektroautos im Programm hat, werden ihm diese gutgeschrieben.

Diese "Super-Credits", die Sprecher der Umweltorganisation Greenpeace gestern als "Subventionierung deutscher Spritschlucker" bezeichneten, bringen tatsächlich eine große Entlastung: Ein schadstoffarmes Auto, das weniger als 50 Gramm CO2 ausstößt, zählt bei der Berechnung des Flottendurchschnitts 3,5-fach (ab 2015 noch 1,5-fach). Die Regelung läuft - wie geplant - 2016 aus, wird aber nun noch einmal für den Zeitraum 2020 bis 2023 wiederbelebt. Dann schlägt beispielsweise ein Elektroauto 1,67-fach zu Buche. Der Wert sinkt schrittweise auf einfach, ehe er ganz entfällt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort