Kritik des EU-Rechnungshofes Bei Europas Weinbau ist viel Luft nach oben
Luxemburg/Brüssel · Eine halbe Milliarde steckt die EU jährlich in das Wirken ihrer Winzer. Doch die Auflagen für klimaschonenden Umbau und klimaresistenten Anbau sind nach einem Prüfbericht des Rechnungshofes unterentwickelt, obwohl die Zukunft des Weins dadurch besonders gefährdet ist.
Weltweit führend ist die EU beim Wein. Hier wird mehr produziert, mehr getrunken und mehr Wein exportiert als in jeder anderen Anbauregion. Dafür stehen EU-weit mehr als zwei Millionen Weinbaubetriebe. Damit das auf Dauer so bleibt, nimmt die EU viel Geld in die Hand, damit Europas Winzer wettbewerbsfähiger werden, Überproduktion vermeiden und den Wandel zu umweltschonendem und klimaresistentem Anbau hinkriegen. Doch genau hier liegt die EU-Kommission neben der Spur. Gerade bei der ökologischen Nachhaltigkeit sei die EU-Weinpolitik „noch nicht ausgereift“, urteilt der Europäische Rechnungshof nach einer intensiven Verkostung von Weinbau-Förderprogrammen und deren Umsetzung.
Es würden zwar Rot-, Weiß und Roséweine erzeugt, die grünen Anbaumethoden seien aber selten vorgegeben, kritisieren die Prüfer. Die EU habe die Erlaubnis zum ständigen Ausbau des Weinanbaus um bis zu ein Prozent jährlich zwar bis 2045 verlängert, zuvor jedoch keine Untersuchung über die möglichen Auswirkungen gemacht. Deutschland wird neben Spanien lobend erwähnt, weil dies die beiden einzigen Länder seien, die eine Erweiterung nur um 0,3 beziehungsweise 0,5 Prozent zulassen.
Was in Deutschland speziell falsch läuft, geht aus den Untersuchungen nicht hervor. Denn von den EU-Geldern nehmen deutsche Winzer ungleich weniger in Anspruch als ihre Kollegen in anderen Weinanbauländern. In der zurückliegenden Förderperiode gingen etwa 1,6 Milliarden nach Italien, 1,4 Milliarden nach Frankreich und knapp eine Milliarde nach Spanien, aber weniger als 200 Millionen nach Deutschland. Vor Ort sahen sich die Rechnungsprüfer daher vor allem dort um. Und so ermittelten sie, dass etwa in Frankreich 20 Prozent aller eingesetzten Pilzvernichtungsmittel im Weinbau eingesetzt wurden, obwohl die Fläche nur drei Prozent betrug.