Schlau Strom sparen Smart Meter - und wofür sie eigentlich gut sind

Düsseldorf · Sie sollen es leichter machen, Stromfresser zu erkennen, Energie zu sparen, auch Geld: Smart-Meter, moderne Stromzähler. Die Bundesregierung will ihren Einbau jetzt vorantreiben – was ändert sich wirklich?

Ein Elektriker montiert einen digitalen Stromzähler mit einem Smart-Meter-Gateway.

Ein Elektriker montiert einen digitalen Stromzähler mit einem Smart-Meter-Gateway.

Foto: dpa/Markus Scholz

Auf den meisten Stromrechnungen stehe noch die „alte Energiewelt“, sagt der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck - die Welt, in der Atom-, Kohle-, Gaskraftwerke gut planbar und gleichmäßig den Strom lieferten. Der Preis: fix, für jede Kilowattstunde gleich. Das ändert sich. In der neuen Energiewelt liefern die Erneuerbaren Energien wie Sonne und Wind den Strom, zumindest das Gros. An sonnigen und windigen Tagen ist das mehr, bei Windstille und regnerischem, bedecktem oder nächtlichen Himmel weniger. Darauf muss Deutschland nun seinen Energieverbrauch abstimmen: Strom soll eher gebraucht werden, wenn viel da ist und er auch günstiger angeboten wird.

Dazu sollen die alten Stromzähler mit drehender Scheibe, die Ferraris-Zähler, ersetzt werden durch: Smart-Meter, schlaue Zähler. Die haben nicht nur ein digitales Display wie mancher der schon neueren Stromzähler. Sie sind mit einem weiteren kleinen Gerät ausgestattet, dem Smart-Meter-Gateway, das sie mit dem Internet verbindet. Sie können die erfassten Daten an Smart-Phone oder Computer schicken, auch an Netzbetreiber. Und: Sie können etwa die Waschmaschine steuern. Noch im Frühjahr soll ein Gesetz in Kraft treten, das ihren Einbau vorantreibt. Das Bundeskabinett hat den Entwurf verabschiedet, jetzt ist der Bundestag dran. Was sich ändert?

Teure Phasen lassen sich umgehen

Nachts ist der Strombedarf niedriger, gut möglich, dass Sie ihre Wasch- und Spülmaschine in der Nacht laufen lassen, Ihr E-Bike oder E-Auto laden – idealerweise immer dann, wenn viel Strom aus Erneuerbaren Energien da oder die Nachfrage gering ist. Das lässt sich mit dem Smart-Meter managen. Die Smart-Meter sollen im Viertelstundentakt den Stromverbrauch eines Haushaltes messen, der lässt sich dann als Kurve auf einer App oder einem Webportal anzeigen und nachvollziehen, welches Gerät, wann Strom verbraucht. Und: Haben Sie einen dynamischen Stromtarif wird Wäsche waschen in der Zeit günstiger, in der der Wind bläst, die Sonne scheint. Der Preis variiert – je nach Angebot. Teure Phasen lassen sich umgehen bei allem, was nicht an Uhrzeiten gebunden ist. Noch gibt es diese Tarife selten. Ab 2025 sollen alle Stromkonzerne einen solchen aber anbieten müssen. Wer seine Geräte per App steuert, kann dann festlegen, dass sie starten, wenn der Strom günstig ist.

Ab 2025 sollen allen Kunden, die das wünschen, innerhalb von vier Monaten einen Smart-Meter bekommen. Sie wenden sich an den Messstellenbetreiber, neben Stromanbieter und Netzbetreiber der Dritte im Bund für die Stromlieferung. Für alle größeren Haushalte mit einem Verbrauch ab 6000 Kilowattstunden im Jahr wird ein Smart-Meter ab 2025 Pflicht, zudem für solche, die selbst Strom erzeugen, etwa über eine Solaranlage mit mehr als sieben Kilowatt Leistung. Ein Vier-Personen-Haushalt liegt im Schnitt bei 3500 Kilowattstunden im Jahr.

Aber: Auch dieser könnte unter Umständen schon bald auf Smart-Meter umgerüstet werden, erklärt Thomas Engelke, der beim Verbraucherzentrale Bundesverband, VZBV, das Team Energie und Bauen leitet: „Wenn der Messstellenbetreiber oder der Vermieter entscheidet, sie installieren Smart-Meter in der ganzen Straße oder dem ganzen Haus, dann können sich Verbraucher nicht wehren.“ Die Regierung will Tempo machen. Schon 2016 gab es dazu einen Vorstoß. Ende 2021 waren bundesweit laut Bundesnetzagentur aber nur 133 500 Smart-Meter eingebaut – von über 53 Millionen Stromzählern. Es hakte wegen Sicherheitsauflagen, Bürokratischem. Bisher durften Smart-Meter beispielsweise nicht mit der Post an Handwerker oder Haushalte verschickt werden. Stattdessen kamen sie in extra Sicherheitsboxen. Das soll Vergangenheit sein, bis 2030 sollen in den meisten Haushalten, in Unternehmen, Schulen, Schwimmbädern Smart-Meter hängen.

Der Messstellenbetreiber kündige den Wechsel des Zählers drei Monate im Voraus an, erklärt ein Sprecher des Energiekonzerns Eon, ein Termin werde ausgemacht. Der Wechsel dauere dann 30 bis 60 Minuten. Die Montage des neuen Zählers kostet nichts, der Einbau eines neuen Zählerschranks, sollte dieser nötig werden, allerdings schon – und das könne teuer werden, warnt Engelke. Wie für die analogen Zähler wird eine Nutzungsgebühr in Rechnung gestellt, allerdings ist sie gedeckelt: Private Haushalte und Kleinanlagenbetreiber sollen künftig nur noch 20 Euro im Jahr bezahlen, aktuell liegt die Gebühr noch bei bis zu über 100 Euro.

„Wenn man eine Wärmepumpe oder ein Elektroauto hat, das man Zuhause auflädt, dann kann man sagen: Ein dynamischer Stromtarif mit Smart-Meter lohnt“, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von Finanztip. Es gelte: Je größer der Verbrauch, umso mehr Vorteile bringen die neuen Stromtarife. „Wer aber in einer 60-Quadratmeter-Wohnung lebt, hat von ihnen wenig“, sagt Tenhagen. Der Energieverbrauch der üblichen Haushaltsgeräte sei zu gering, damit sich die Preisunterschiede der dynamischen Stromtarife deutlich bemerkbar machten, zumal Smart-Meter selbst Energie verbrauchen. Die dynamischen Stromtarife seien auch nicht ganz ohne, meint Tenhagen: „Die Stromkosten sind nicht planbar, sie können einen Monat 22 Euro betragen, einen anderen Monat aber auch 102 Euro, wenn es schlecht läuft. Das ist vor allem für Leute mit engem Budget schwierig.“

Pseudonyme für private Haushalte

Und was ist mit dem Datenschutz? Wann stehen Sie auf? Wann verreisen Sie? Das lässt sich nachvollziehen von einem, der die Stromdaten verfolgt. Doch Minister Habeck erklärt: „Wir haben den Datenschutz nochmal gestärkt.“ Das heißt, erklärt Tenhagen: Für private Haushalte werde es Pseudonyme geben, damit Dritte die Daten nicht mit den wirklichen Personen in Verbindung bringen können. Die Daten würden zudem spätestens nach drei Jahren gelöscht oder anonymisiert. Und ein Hackerangriff? „Ausschließen können Sie das bei keinem elektronischen Gerät“, sagt Verbraucherschützer Engelke. Aber alle Smart-Meter müssten vom Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik, BSI, zugelassen sein.

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