Zugausfälle und Verspätungen durch Warnstreik bei der Bahn

Berlin · Warnstreiks in einigen Leitstellen der Bahn haben den Zugverkehr in Deutschland empfindlich getroffen. Mehr als 150 Züge fielen ganz oder auf Teilstrecken aus. Mehrere hundert Fern- und Nahverkehrszüge hatten Verspätungen von bis zu zwei Stunden.

Vertreter der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) demonstrieren im Hauptbahnhof in Stuttgart. Foto: Marijan Murat

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Von der mehrstündigen Arbeitsniederlegung am frühen Morgen waren vor allem Stellwerke und Werkstätten betroffen. Die Deutsche Bahn setzte am Abend die Tarifverhandlungen mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) für die rund 130 000 Beschäftigten fort. Ein Durchbruch wurde nicht erwartet.

Rund 1000 Beschäftigte beteiligten sich nach EVG-Angaben an den Warnstreiks, darunter auch viele Reinigungskräfte. Schwerpunkte waren Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Kiel, Frankfurt, Stuttgart, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Auch der Güterverkehr war laut Bahn betroffen.

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber reagierte "stinksauer" auf die Streikaktionen. Er halte sie "für völlig überzogen und völlig überflüssig". Die EVG habe noch nicht einmal offiziell auf das Tarifangebot der Bahn reagiert. Es sieht in einem ersten Schritt 2,4 Prozent mehr Geld in diesem Jahr vor, weitere 2,0 Prozent im nächsten Jahr, eine Einmalzahlung von 400 Euro sowie eine Aufstockung der betrieblichen Altersversorgung um ein Prozent.

Die EVG fordert dagegen 6,5 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Ihre Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba kritisierte, die Bahn wolle rund 30 000 Beschäftigten aus dem Dienstleistungssektor nur die Hälfte einer Einkommenserhöhung zugestehen. Betroffen wären davon gerade niedrig bezahlte Gruppen wie Reinigungs- und Sicherheitskräfte.

Weber entgegnete, alle Beschäftigten sollten das gleiche Gesamtvolumen bekommen, aber teils in unterschiedlicher Form. Der Bahn-Vorschlag ziele darauf ab, bei einzelnen Berufsgruppen und regional "Differenzen zu glätten".

Bahn und EVG wollten die Verhandlungen am Dienstag mit den Vertretern von sechs konkurrierenden Nahverkehrsbahnen fortsetzen. Am Mittag wollte die Tarifkommission der EVG über den bis zu diesem Zeitpunkt erreichten Stand und mögliche weitere Maßnahmen beraten. Bis dahin sollte es keine weiteren Arbeitsniederlegungen geben.

Die Warnstreiks hatten am frühen Montagmorgen begonnen und dauerten bis 8.00 Uhr, in den Werkstätten Mannheim und Braunschweig sogar bis 9.00 Uhr. Bis in den Abend hinein sei weiterhin mit Beeinträchtigungen zu rechnen, teilte die Bahn mit: "Die während des Streiks aufgebauten Verspätungen lassen sich nur schrittweise abbauen." Die Bahn hatte zusätzliche Personal eingesetzt, um die Betriebszentralen zu verstärken und die Reisenden zu informieren.

Die Bahn lockerte wegen des Warnstreiks ihre Reiseregeln. Fahrgäste mit einem Ticket für einen bestimmten Zug, die ihre Reise nicht antreten konnten oder abbrechen mussten, durften die nächstmögliche frühere oder spätere Verbindung nutzen. Fahrkarten und Reservierungen, die am Streiktag gültig waren, werden kostenfrei erstattet.

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Pressemitteilung der EVG