10. Mai 1933 Vor 90 Jahren fanden auf dem Bonner Marktplatz Bücherverbrennungen statt

Bonn · „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall!“, brüllte der Ausrufer: Vor 90 Jahren endet auf dem Bonner Marktplatz und anderswo im Land der Dichter und Henker eine Blütezeit deutscher Literatur im Flammenmeer.

 Am späten Abend des 10. Mai 1933 und im gesamten Frühjahr gingen in mehr als 50 deutschen Städten unliebsame Bücher in Flammen auf.

Am späten Abend des 10. Mai 1933 und im gesamten Frühjahr gingen in mehr als 50 deutschen Städten unliebsame Bücher in Flammen auf.

Foto: picture alliance / dpa/dpa

Im Grunde seines Herzens ist er Monarchist. Regelmäßig besucht er den Kaiser in dessen niederländischem Exil in Doorn, und der Kaiser freut sich stets über den Besuch des Herrn Professors. Jetzt aber, am späten Abend des 10. Mai 1933, steht der Herr Professor hoch oben auf der Freitreppe des Bonner Rathauses, um die Hauptrede zu halten, so wie zeitgleich der Herr Minister Goebbels die Hauptrede in der Reichshauptstadt hält. Da kann man doch nicht ablehnen, wenn man von den Studenten gebeten wird. Vor neun Tagen ist er der Partei beigetreten. In drei Tagen wird er seinen 47. Geburtstag begehen. Aus nächster Nähe zu beobachten, wie abrupt wissenschaftliche Karrieren derzeit enden können – dazu gibt es auch in Bonn reichlich Gelegenheit.