Probleme beim Download von Klausuren NRW muss Abiturklausuren wegen Technik-Panne verschieben

Bonn · Die Abiprüfungen in NRW in Biologie, Physik, Chemie, Informatik und Technik und Ernährungslehre wurden aufgrund technischer Probleme beim Download der Klausuren auf Freitag verschoben. Die SPD will die Panne im Landtag besprechen. Wie es jetzt weitergeht.

 Das Abitur in NRW hat begonnen. (Symbolfoto)

Das Abitur in NRW hat begonnen. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Silas Stein

Die Abiturprüfungen können am Mittwochmorgen nicht stattfinden. Das bestätigt Andreas Bartsch, Präsident des nordrhein-westfälischen Lehrerverbands. Nach Auskunft des Ministeriums für Schule und Bildung NRW sei ein letzter Versuch, die technischen Probleme beim Download der Abiturprüfungen zu beheben, fehlgeschlagen. Die Prüfungen in Biologie, Physik, Chemie, Informatik und Technik und Ernährungslehre werden laut Bartsch nun auf den kommenden Freitag verschoben.

Manche Schulen hätten die Prüfungen vorab komplett herunterladen können, sagte Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbandes NRW, einige nicht, andere nur in bestimmten Fächern. Betroffen waren Gymnasien und Gesamtschulen, dabei die Leistungs- und Grundkurse Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik.

Neues Authentifizierungsverfahren sei ausprobiert worden

Andreas Bartsch erklärte, dass es seit 14 Jahren ein bewährtes System zum Download der Arbeiten gegeben habe. Nun sei heute „völlig unvermittelt und ohne Ankündigung“ ein neues Verfahren ausprobiert worden. „Es ist ein Authentifizierungsverfahren durchgeführt worden. Dann haben die Schulen einen Code bekommen, mit dem sie die Homepage öffnen sollten, und das hat nicht funktioniert“, erklärte Bartsch. Er habe mit mehreren Schulleitern telefoniert, die alle „stinksauer“ gewesen seien. Sie hätten kein Verständnis dafür, dass das neue Verfahren mit einer so kurzen Vorlaufzeit eingeführt wurde. Es hätte laut Bartsch durchaus bereits am Montag oder in den Ferien getestet werden können.

Unmut löste der Umstand aus, dass die Schulen zunächst nicht per Rundmail vom Schulministerium über die Probleme informiert worden waren. Bartsch berichtet, die Serverfirma habe im Laufe des Tages angekündigt, dass das System um 17.30 Uhr wieder laufen solle. Aber auch dann gab es weiterhin Probleme.

Am Freitag beginnt für Menschen muslimischen Glaubens darüber hinaus das Zuckerfest. Gefeiert wird das Ende des Fastenmonats Ramadan. Nach dem Opferfest handelt es sich bei dem dreitägigen Fest um den heiligsten Feiertag des muslimischen Glaubens.

Abiturprüfungen werden verschoben

Nach GA-Informationen gab es seit Dienstagmittag Probleme mit dem Download der Abiturprüfungen. Schulen in NRW laden diese üblicherweise am Vortag der Prüfung von einem Server des Landes herunter. Doch der Zugriff auf diesen Server war den Tag über nicht möglich.

Das Schulministerium stellt die Aufgaben normalerweise zentral zur Verfügung – doch bislang hatten die Schulen in NRW keinen Zugriff darauf. Normalerweise sollte der Download längst abgeschlossen sein, beginnen sollte er um 12 Uhr.

Lehrer waren am Dienstagnachmittag noch uninformiert

„Wir erwarten als Schule, dass das Ministerium mal eine Rundmail an alle Schulen schickt, damit wir wissen, was los ist und was wir jetzt tun sollen. Aber das hat das Ministerium bis jetzt noch nicht gemacht“, sagte ein Lehrer am frühen Dienstagnachmittag dem GA. Die Servicetelefone seien alle besetzt. Das Ministerium hat eine Anfrage des GA bisher unbeantwortet gelassen.

Von den Neuerungen im System hätten die Schulen laut Bartsch erst um 12 Uhr, also als der Download beginnen sollte, erfahren. "Das hat alle sehr gestresst. Zurecht, wie ich finde", sagt Bartsch. Auch bei den Eltern und Schülern habe es große Verunsicherungen gegeben. Da das neue System nicht funktioniert habe, könnte Bartsch sich vorstellen, dass es nicht noch einmal zum Einsatz kommen wird, sondern wieder auf das alte System zurückgegriffen wird. "Ich hoffe, dass die Lizenzen des alten Systems noch nicht verkauft wurden. Das wäre ein Desaster", so der Verbandspräsident.

SPD will Abi-Panne im Landtag besprechen

Nach der Verschiebung von Abiturprüfungen hat die SPD-Fraktion für Donnerstagmittag eine Sondersitzung im Schulausschuss des Landtags beantragt. Schulministerin Dorothee Feller (CDU) solle erklären, „wie sie ein rechtssicheres Abitur gewährleisten will“, sagte die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Dilek Engin, am Mittwochmorgen. „Eigentlich können sie nicht mehr verwendet werden, da eine Geheimhaltung nicht hundertprozentig sichergestellt werden kann“, sagte Engin mit Blick auf die Prüfungsaufgaben.

Die Sozialdemokratin warf der Ministerin eine schlechte Kommunikation vor, diese sei „über Stunden abgetaucht“ gewesen und hätte die Betroffenen im Ungewissen gelassen über das weitere Vorgehen. „Ausbaden müssen es jetzt die Lehrkräfte und die Abiturienten“, sagte die SPD-Politikerin Engin. „Im Übrigen insbesondere die Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens, die am Freitag das Zuckerfest feiern.“

Schulministerin entschuldigt sich

Dorothee Feller entschuldigte sich derweil. Sie wisse, was das für die Schülerinnen und Schüler bedeute, welche sich punktuell mit eigenem Arbeitsplan auf ihre Prüfungen vorbereiteten, sagte die CDU-Ministerin in Düsseldorf. Die Entscheidung, den Beginn der Abitur-Klausuren zu verschieben, sei sehr schwer gefallen.

Sie könne verstehen, dass alle Beteiligten „echt sauer“ seien, sagte die Ministerin. „Das bin ich auch.“ Im Moment laufe das Herunterladen der Abitur-Klausuren für diesen Donnerstag gut. Das Ministerium sei ständig im Austausch mit den Schulen gewesen. Die Schulen seien aufgefordert worden, die Klausuren unter Verschluss zu halten.

Ein Datenleck befürchtet die Ministerin nicht. Ihr Haus sehe derzeit keinen Anlass, am Freitag neue Aufgaben zu stellen. „Wir gehen davon aus, dass die Aufgaben nicht verbrannt sind“, sagte eine Fachreferentin des Ministeriums.

Wüst: „Darf nicht passieren“

Am Mittag äußerte sich auch Ministerpräsident Wüst. „Dass die Abiturprüfungen in NRW verschoben werden müssen, darf nicht passieren - ganz gleich, woran es gelegen hat“, schrieb Wüst am Mittwoch auf Twitter. Nun müsse sichergestellt werden, dass alle ihre Prüfungen „unter bestmöglichen Bedingungen“ ablegen können. „Die Schülerinnen und Schüler haben ein Recht auf gute und faire Bedingungen für ihr Abitur“, betonte der Regierungschef. Darauf liege der Fokus, und daran werde „unter allen Anstrengungen gearbeitet“.

Er forderte eine „gründliche Untersuchung der Vorgänge“. Es sei gut, dass die Schulministerin die Aufklärung bereits angestoßen habe, damit sich so etwas nicht wiederhole.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Mit der Lizenz zum Durchkämpfen
Judo-Olympionikin und Mathe-Professorin Laura Vargas Koch Mit der Lizenz zum Durchkämpfen
Zum Thema
Aus dem Ressort