Studiengang „Wirtschaft und Schauspiel“ Alanus Hochschule schlägt eine Brücke zwischen den Disziplinen

Alfter · „The whole world is a stage“, sagte Shakespeare. Das ganze Business vielleicht auch? Die Alanus Hochschule in Alfter hat einen Weg gefunden, Schauspiel und Wirtschaft in einem Studiengang zusammenzuführen - bisher einzigartig in Deutschland.

 Verschiedenes kombinieren – ohne sich zwischen alle Stühle zu setzen – will Alanus mit dem Studiengang Wirtschaft und Schauspiel.

Verschiedenes kombinieren – ohne sich zwischen alle Stühle zu setzen – will Alanus mit dem Studiengang Wirtschaft und Schauspiel.

Foto: Alanus

Wirtschaftsthemen gelten allgemein nicht als sonderlich aufregend. Die komplexen Verflechtungen, die Unmengen an Daten und die ausufernde Bürokratie, die diese gigantische Verwertungsmaschinerie am Leben erhält, betreffen jeden, berühren aber nur wenige. Schließlich kann man das System kaum durchdringen, geschweige denn darstellen. Oder vielleicht doch?

Die Alanus Hochschule in Alfter scheint einen Weg gefunden zu haben, Schauspiel und Wirtschaft in einem Studiengang zusammenzuführen, der derzeit einzigartig in Deutschland ist. Die ersten 18 Studierenden haben vor rund einem Jahr ihr Studium aufgenommen – und sowohl diese als auch die Professorinnen und Professoren sind von den bisherigen Erfahrungen angetan.

Konzipiert ist „Wirtschaft und Schauspiel“ als Zwei-Fach-Bachelor. Die Studierenden belegen dabei sowohl die Einführungskurse in BWL und VWL und erhalten parallel dazu eine fundierte Grundausbildung in den darstellenden Künsten.

Doch gelegentlich kreuzen sich die beiden Fächer: „Wir haben im Zuge einer Nachhaltigkeitswoche an der Hochschule verschiedene Umweltpro­blematiken performativ aufgegriffen, die oft dem Konsumverhalten unserer Gesellschaft entspringen“, erklärt Felicitas Hasch, die sich als eine der ersten Studentinnen einschrieb. „Ich mag dieses Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Kunst. Theater will ja das Publikum berühren, aber wie ist das vereinbar mit einer großen Informationsdichte? Das hat mich von Anfang an fasziniert.“

In der Wirtschaft wie im Theater geht es um Systeme und um Machtfragen

Kennengelernt hat sie den Studiengang durch eine Rundmail. Zuvor hatte sie an der Alanus Hochschule in Mannheim studiert, dort aber mit den Inhalten gehadert. „Als ich dann von dem neuen Angebot in Alfter erfuhr, wusste ich sofort, dass ich hier mitmachen wollte“, sagt die junge Frau.

Auf diese und ähnliche Reaktionen hat Professor Dominik Schiefner gehofft. Der Dekan des Fachbereichs Darstellende Kunst hat den neuen Studiengang zusammen mit Kollegen seines eigenen Fachbereichs und der Wirtschaft konzipiert, um eine Brücke zwischen den beiden Disziplinen zu schlagen.

„Es gibt viele Argumente, die dafür sprechen“, sagt er im Gespräch mit dem GA. „Das fängt schon damit an, dass jede Kultureinrichtung auch ein Wirtschaftsbetrieb ist und es demzufolge hilft, wenn man sich in beiden Welten auskennt. Außerdem geht es in der Wirtschaft immer auch um Systeme und um Machtfragen, und an denen arbeitet sich die Theaterliteratur schon lange ab.“ Im weiteren Studienverlauf können sich die Studierenden zunehmend spezialisieren, etwa durch Wahlpflichtmodule von Controlling über Managementaspekte bis hin zu Marketing.

Und wohin könnte das am Ende führen? „Es gibt viele Möglichkeiten. Ich könnte mir vorstellen, für eine Nicht-Regierungsorganisation zu arbeiten oder im Bereich der Entwicklungshilfe, in beiden Fällen natürlich unter Einbeziehung des schauspielerischen Elements. Denkbar wären etwa Kunstaktionen im öffentlichen Raum“, sagt Hasch, engagierte Mitarbeiterin im Natur­schutzbund Deutschland. Hauptsache, man erreiche etwas.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Hilfe für Start-ups aus der Hochschule
Wenn Forschende und Studierende zu Gründern werden wollen Hilfe für Start-ups aus der Hochschule
Zum Thema
Aus dem Ressort