Neue Antriebstechniken Auf der Suche nach neuen Energieträgern

Sankt Augustin · Forscher der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg wollen Teil einer Modellregion für Wasserstoff-Mobilität werden. An der Hochschule entsteht zurzeit ein Wasserstofflabor.

 Noch nicht allzu verbreitet sind passende Tankstellen für Wasserstoffautos (hier ein Exemplar in Dresden).

Noch nicht allzu verbreitet sind passende Tankstellen für Wasserstoffautos (hier ein Exemplar in Dresden).

Foto: picture alliance/dpa

Das Zeitalter fossiler Brennstoffe neigt sich auch im Verkehr erkennbar dem Ende zu. Während bislang vor allem batteriebetriebene Elektromotoren als Alternative im Gespräch sind, möchte die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) auch Wasserstoff als Energieträger stärker ins Gespräch bringen. Zusammen mit weiteren Partnern hat sich Professorin Stefanie Meilinger vom Fachbereich Elektrotechnik, Maschinenbau und Technikjournalismus beim Land Nordrhein-Westfalen um Förderung als „Modellregion Wasserstoffmobilität“ beworben.

Wasserstoff fällt in der Region beispielsweise in der Shell Raffinerie in Wesseling als Prozessstoff ohnehin an. Er lässt sich nicht nur (wie etwa in Raketentriebwerken) direkt als Energie nutzen, sondern könnte entweder in umgerüsteten Verbrennungsmotoren verbrannt werden oder in Brennstoffzellen Strom für Elektromotoren liefern. Letzteres streben die Partner des Projektverbunds an, der von der Regionalverkehr Köln GmbH koordiniert wird.

Beteiligt sind neben weiteren Unternehmen die Städte Brühl, Hürth, Köln und Wesseling sowie die Kreise Rhein-Berg und Rhein-Sieg. Sie wollen Busse, Müllfahrzeuge oder Baumaschinen und öffentlich genutzte Transporter mit Brennstoffzellentechnik auf die Straßen bringen.

Die technische Einsatzfähigkeit sei mittlerweile belegt. Aber es bestünden noch Hindernisse für einen Markteintritt, berichtet Hochschulsprecherin Eva Tritschler. Meilinger, die zu nachhaltigen Energiesystemen, nachhaltiger Mobilität und Nachhaltigkeit technologischer Transformationsprozesse forscht, möchte vor allem die Kosten- und Umweltbilanz von Wasserstoff weiter verbessern.

Problem ist die effiziente Verteilung des Wasserstoffs

Das ginge, wenn dieser stärker komprimiert angeliefert würde als üblich. „Hierdurch können größere Mengen energieeffizient verteilt werden“, erklärt Tritschler. Damit würde nicht nur der CO2-Fußabdruck des Transports verringert, weil weniger Transporte nötig wären. Auch die Tankstellen bräuchten weniger Energie für die notwendige Kompression. Alternativ möchte Meilinger untersuchen, ob sich das bereits vorhandene Erdgasnetz auch zur Verteilung von Wasserstoff nutzen lässt.

Als ersten Schritt schlägt die Expertin eine Potenzialanalyse für die regenerative Erzeugung von Wasserstoff für die Region vor: „Die Analyse könnte auf der Basis regionaler Klimadaten erfolgen. Darauf aufbauend können wir beispielhaft regionale Szenarien für die Integration dezentraler Wasserstofferzeuger und -speicher einerseits und Wasserstoffverbrauchern andererseits in die Gasnetze der Zukunft simulieren.“

An der Hochschule entsteht zurzeit ein Wasserstofflabor. Hier würde Meilinger das Projekt andocken und darüber hinaus mit den Forschungen auf dem Gebiet der sogenannten Energiemeteorologie und des Big-Data-Labors im selben Fachbereich verknüpfen.

Ob das südliche Rheinland tatsächlich zur Projektregion wird, ist indessen noch nicht ausgemacht. Auch die Städte Düsseldorf, Wuppertal und der Rhein-Kreis Neuss stehen in der engeren Wahl. Diese Partner erzeugen Wasserstoff aus dem biogenen Anteil von Müllheizkraftwerken. Sie wollen mit ihm nicht nur Busse fahren lassen, sondern ihn auch als Speichermedium für Zeiten nutzen, in denen Wind und Sonne wenig Energie liefern.

Dritter Bewerber ist der Kreis Steinfurt. Dort möchte man ab 2020 Wasserstoff aus der Energie von Windkraftanlagen erzeugen, die dann nicht mehr finanziell gefördert werden. Im Dezember will das Wirtschaftsministerium entscheiden, welches Konzept mit insgesamt 1,1 Millionen Euro vom Land gefördert wird.

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