Zum 200. Geburtstag Ausstellung beleuchtet Anfangszeit der Uni Bonn

Bonn · Das Uni-Museum beleuchtet mit einer neuen Ausstellung die Anfangszeit der Hochschule. Die Besucher erfahren, wie Uni-Richter und Pedelle auf die Einhaltung studentischer Disziplin achteten.

Ein Aufenthalt im Karzer, dem Studentengefängnis, gehört während der Anfangszeit der Bonner Uni zu ihrem Strafenkatalog.

Ein Aufenthalt im Karzer, dem Studentengefängnis, gehört während der Anfangszeit der Bonner Uni zu ihrem Strafenkatalog.

Foto: Uni-Archiv

So stellte man sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts offenbar den wünschenswerten Studenten vor: Fromm, gründlich und gesittet. Das zumindest geht aus der Stiftungsurkunde hervor, unter die der preußische König Friedrich Wilhelm III. am 18. Oktober 1818 seine Unterschrift setzte.

In dem Dokument heißt es: „... so stiften und gründen Wir nunmehr durch gegenwärtige Urkunde diese Universität in der Absicht und mit dem Wunsche, daß solche zur Ehre Gottes und zu aller Unserer getreuen Unterthanen Wohlfahrth gereichen möge und daß durch solche Frömmigkeit, gründliche Wissenschaft und gute Sitte in der studierenden Jugend gefördert und immer mehr allgemein verbreitet werde“. Die leicht vergrößerte Kopie dieses Schriftstücks liegt derzeit unter Glas in einer Vitrine im Universitäts-Museum. Es ist Teil der Ausstellung mit dem sinnstiftenden Titel „Frömmigkeit, gründliche Wissenschaft und gute Sitte“, mit dem Uni-Archivar Dr. Thomas Becker und sein Team erneut ihren Blick – und den der Besucher – auf die Anfangszeit der Bonner Uni richten.

„Dabei geht es nicht darum, die Gründungsgeschichte unserer Universität noch einmal detailliert auszubreiten. Das ist in diesem Jahr schon mehrfach geschehen“, erklärt Mit-Kuratorin Lydia Hamann-Reintgen. Stattdessen haben sich die Ausstellungsmacher gefragt, was hinter dem wohlklingenden und postulierten Dreiklang steckt.

Interessante Einblicke in den damaligen Uni-Alltag gewährt zum Bespiel die Ausstellungsstation zu „guter Sitte“. Dort ist eine Zeichnung des sogenannten Karzers, also des Studentengefängnisses unter dem Dach des Koblenzer Tores, zu sehen. Darin landeten die jungen Männer, die sich deutlich daneben benommen hatten und für die aus Sicht des Unirichters eine Verwarnung nicht mehr ausreichte. Dem obersten Sittenwächter arbeiteten einige Gehilfen, die sogenannten Pedelle, zu. Und ihre Liste der möglichen Vergehen war lang, wie Archivar Becker weiß: „Unter anderem durfte man nicht im Rhein baden, Hochzeiten besuchen, ohne dazu eingeladen zu sein, sich in Bordellen aufhalten, Schulden machen, sich duellieren, dem Glücksspiel frönen oder – besonders schön – verkleidet Schlitten fahren.“

Auch zu der Zeichnung selbst hat der promovierte Historiker Details parat: „Das Bild ist wahrscheinlich schon während der Gründungszeit der Universität entstanden.“ Was dafür spricht? „An den Wänden des Karzers sind nur Inschriften, und nicht, wie in den späteren Jahren üblich, auch Graffiti zu sehen“, erklärt er. Dazu hätten die Studenten Teller über brennende Kerzen gehalten und anschließend mit dem daraus entstandenen Ruß die Wände bemalt. Ob es dafür erneute Strafe gab, ist nicht überliefert.

Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt noch bis zum 16. Dezember von mittwochs bis samstags von 12 bis 16.30 Uhr im Uni-Museum (Kaiserplatzflügel) zu sehen.

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