Das Blutplasma von Genesenen soll Covid-19-Erkrankten helfen Antikörper im Einsatz gegen das Coronavirus

BONN · Blutplasma von wieder genesenen Menschen könnte denen helfen, die schwer an Covid-19 erkrankt sind. Das Universitätsklinikum Bonn bittet deshalb: Wer das Coronavirus überstanden hat, soll zur Spende kommen

 Eine Mitarbeiterin erklärt einem wieder genesenen Covid-19-Patienten den Ablauf der Blutplasmaspende.

Eine Mitarbeiterin erklärt einem wieder genesenen Covid-19-Patienten den Ablauf der Blutplasmaspende.

Foto: Blutspendedienst / UK Bonn

Sie waren mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert und auch erkrankt. Nun sind die Menschen, um die es hier geht, wieder gesund – und die Antikörper in ihrem Blutplasma könnten dabei helfen, das Leben anderer Patienten zu retten. Das Universitätsklinikum Bonn hat Covid-19-Genesene zur Blutspende aufgerufen. Mit großem Erfolg: Mehr als 400 Freiwillige haben sich bereits gemeldet, und die Tests sowie die Herstellung des Plasmas sind in vollem Gange.

„Die Resonanz ist überwältigend“, sagt Professor Johannes Oldenburg, Direktor des Instituts für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin. Er erklärt, welche Voraussetzungen die Rekonvaleszentenspende erfordert, die dort erstmals angewendet wird: Die Spender müssen seit mindestens vier Wochen symptomfrei sein, und sie dürfen weder einen Schnupfen noch eine andere Infektion haben. Ist der Rachenabstrich auf Sars-CoV-2 negativ, wird ihr Plasma aufwendigen Tests unterzogen.

Eine Bedingung zur Spende: Symptomfreiheit seit mindestens vier Wochen

„Dabei arbeiten wir eng mit dem Institut für Virologie zusammen“, erklärt Oldenburg. Ein Elisa-Test misst die Konzentration der Antikörper im Blut; der Neutralisationstest misst, ob sie an das Virus binden und es so ausschalten können. „Dies wird im Hochsicherheitslabor an lebenden Zellkulturen untersucht.“

Ein wichtiger Wert ist der „Titer“: der Grad der Verdünnung, der noch eine biologische Wirksamkeit zeigt. Wichtig sei auch die Blutgruppe, hebt Oldenburg hervor. „Für eine Universalspende kommt nur AB infrage.“ Zwar eignet sich nicht jede Plasmaprobe, aber dafür können Genesene mit guten Werten mehrfach spenden.

Die von Emil Behring gegen die Diphterie entwickelte und 1901 mit dem Nobelpreis belohnte Therapie der passiven Immunisierung wurde bei der Spanischen Grippe 1918/19, bei der Schweinegrippe und beim Ebola-Ausbruch 2014/15 in Westafrika angewendet. Eine Studie aus Hongkong zu Sars (2003) und aktuelle Fallberichte zu Covid-19 aus China und Südkorea seien, sagt Oldenburg, durchaus ermutigend.

Für das Verfahren der „passiven Immunisierung“ erhielt Emil Behring 1901 den Nobelpreis

Die Behandlung unterstützt die Immunabwehr des Patienten. „Sinnvoll könnte die Transfusion werden, wenn sich der Zustand eines Covid-19-Patienten verschlechtert und er Sauerstoff benötigt, aber noch nicht oder zumindest noch nicht sehr lange beatmet wird“, fügt Oldenburg hinzu. „Genau beurteilen kann und wird dies Professor Christian Putensen, Leiter der Operativen Intensivmedizin.“

Den Patienten wird an drei Tagen insgesamt ein Dreiviertelliter Plasma verabreicht. Mit ersten Ergebnissen nach über 100 Anwendungen bundesweit rechnet Oldenburg bis Ende Mai. „Wir planen zunächst bis Ende des Jahres. Spender sind uns also jederzeit willkommen.“

Wer ebenfalls spenden möchte, kann sich mit seinen Kontaktdaten per Mail an blutspende@ukbonn.de wenden und dort um Rückruf bitten.

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