Uniklinik Bonn bittet um Unterstützung Die Zahl der Blutspender sinkt, der Bedarf nicht

Bonn · Die Corona-Krise verschärft auch an der Uniklinik Bonn den Mangel an Blutpräparaten. Besonders gesucht ist Blut der Gruppe 0. Die Uniklinik bittet dringend um Unterstützung.

 Freiwillige Spender dringendst gesucht: Die Sommermonate und die Corona-Pandemie gehen an die Reserven der Blutbanken.

Freiwillige Spender dringendst gesucht: Die Sommermonate und die Corona-Pandemie gehen an die Reserven der Blutbanken.

Foto: picture alliance/dpa/Bernd Wüstneck

Jederzeit entsprechende Mengen an Vollblut sowie an Blutpräparaten wie Plasma und Serum vorzuhalten – das wird während der Sommermonate, wenn viele unterwegs sind, per se zur Herausforderung. Doch in diesem Jahr schlägt überdies die Corona-Pandemie negativ zu Buche. So wird das Spendenaufkommen auch schon durch Umsetzung der Schutzmaßnahmen begrenzt.

„Diese Entwicklung zusammen mit anderen Effekten wie Urlaubszeit, Hitzewelle und allgemein zurückgehender Spendenbereitschaft hat in den vergangenen Wochen bundesweit zu einem deutlich verminderten Spendenaufkommen geführt“, erklärt Professor Johannes Oldenburg, Direktor des Instituts für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Bonn (UKB).

Zwar konnte der Blutspendedienst am UKB durch einen Aufruf nach Karneval – als sich bereits ein Rückgang des Spendenvolumens um 30 Prozent abzeichnete – so viele Freiwillige motivieren, dass von Januar bis Ende April 2020 insgesamt mehr Spender aus Bonn und Umgebung kamen als 2019. Doch seit Anfang Mai sind die Zahlen wieder um etwa 50 Prozent zurückgegangen.

„Wir bitten die Bevölkerung dringend um ihre Unterstützung“

Der Bedarf der Kliniken an Vollblut und Blutpräparaten sinkt deshalb aber nicht. „Mittlerweile ist auch eine Kompensation durch Lieferung von anderen überregional tätigen Blutspendediensten nicht mehr möglich. Angesichts des immer weiter zunehmenden Versorgungsengpasses bitten wir die Bevölkerung aus Bonn und Umgebung dringend um ihre Unterstützung mit einer Blutspende“, fügt Oldenburg hinzu. Besonders dringend wird Blut von der Gruppe 0 (Universalspender) gebraucht.

Mit gutem Beispiel sind in diesem Sommer die Bonner Medizinstudentinnen („Medis“) Anika Kobialka und Joelle Mischer vorangegangen. Sie haben sich an der von dem Marburger Kommilitonen Leonard Richter initiierten Aktion „Medis spenden Blut“ beteiligt, dabei bis Anfang Juli 964 Studierende und Bürger motiviert, zusammen rund 500 Liter Blut zu spenden und damit Platz sieben der Aktion belegt (der Pokal ging nach Leipzig).

Platz 7 bei der Aktion „Medis spenden Blut“

Bundesweit haben 13.891 Blutspenderinnen und Blutspender teilgenommen, so dass rund 7000 Liter zusammengekommen sind. „Medis spenden Blut“ wurde an 21 medizinischen Fakultäten ausgetragen und soll 2021 in die nächste Runde gehen. Dann könnte es für Bonn vielleicht schon ein Platz an der Spitze sein, so wie beim „Vampire-Cup“, einem weiteren Blutspende-Wettbewerb, den die Bonner bereits dreimal in Folge gewonnen haben und der auch in diesem Herbst wieder ausgetragen werden soll.

Mit der Spendenbereitschaft der Studierenden und der Bonner kann der Blutspendedienst mehr als zufrieden sein. Dennoch kommt auch auf diesem Wege nur die Hälfte des Bedarfs am UKB zusammen. „Doch die Wahrscheinlichkeit, dass jemand selbst einmal Blut oder ein aus Blut hergestelltes Medikament benötigt, liegt bei 80 Prozent“, sagt Oldenburg. „Wir sind auf die Unterstützung aller angewiesen, damit unsere Patienten weiterhin sicher behandelt werden können.“

Um die Sicherheit der Spendenwilligen auch unter Pandemie-Bedingungen zu gewährleisten, wird seit März das „Terminblutspenden“ praktiziert. Das Ziel ist es, durch Steuerung des Spendenprozesses auch den Blutbedarf langfristig sicherzustellen. Dazu haben die Bonner Mediziner eine Hotline geschaltet: Unter der Telefonnummer 0228/287-14780 können sich potenzielle Spender werktags von 8.30 bis 14 Uhr vorab informieren und auch einen Termin vereinbaren.

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