Über das Wesen der Liebe Jordanischer Prinz hält Vorträge an der Uni Bonn

Bonn · Der jordanische Philosophie-Professor Prinz Ghazi bin Muhammad hält die erste Annemarie-Schimmel-Lecture an der Uni Bonn. Dabei geht es um Liebe und Schönheit.

Prinz Ghazi bin Muhammad gestaltet die Vortragsreihe, die nach Annemarie Schimmel benannt ist.

Prinz Ghazi bin Muhammad gestaltet die Vortragsreihe, die nach Annemarie Schimmel benannt ist.

Foto: dpa/privat

Die Uni Bonn freut sich auf hohen internationalen Besuch. Vom 12. bis 14. Juni philosophiert der jordanische Prinz und Philosophie-Professor Ghazi bin Muhammad in drei öffentlichen Vorträgen (in englischer Sprache) über das Wesen der Liebe – und wie sie funktioniert. Der islamische Gelehrte ist damit der erste prominente Gastredner für die Annemarie-Schimmel-Lecture, die künftig jeden Juni zu Fragen des interreligiösen Dialogs und der Komparativen Theologie an der Hochschule stattfinden soll.

„Ich bin glücklich und stolz, dass es uns gelungen ist, so einen prominenten Redner aus der muslimischen Welt zu gewinnen“, freut sich der katholische Theologie-Professor Klaus von Stosch, der die Leitung des neuen International Center for Comparative Theology and Social Issues an der Bonner Uni übernommen hat. Die Schimmel-Lecture soll dessen Arbeit einläuten.

Mit bin Muhammad holt von Stosch einen prominenten Muslim nach Bonn, der seit Jahren zwischen den Kulturen und Religionen vermittelt. Ausgebildet wurde der Cousin des regierenden Königs Abdullah II. von Jordanien in einem englischen Internat, später in der Universität von Princeton in den USA, dem Trinity College in Cambridge und an der Al-Azhar-Universität Kairo. An der Universität von Amman lehrt der 56-Jährige islamische Philosophie und leitet einen vom Königshaus finanzierten Thinktank für islamisches Denken.

2007 hatte bin Muhammad mit 137 weiteren islamischen Geistlichen in einem langen Brief den Papst und die Führer anderer christlicher Kirchen zum Dialog über Gemeinsamkeiten aufgerufen. Seit dieser ersten derart breit gestreuten Initiative wurde der Jordanier wiederholt als Kandidat für den Friedensnobelpreis gehandelt.

Entschuldigung bei der Namensgeberin

Wie weit der Weg zwischen Christen und Muslimen im Spannungsfeld zwischen Annäherung und Ablehnung ist, zeigt nicht zuletzt die Namensgeberin der Vortragsreihe, Annemarie Schimmel (1922-2003). Mit der Benennung entschuldigt sich die Uni Bonn quasi posthum dafür, dass sie der hochbegabten Schimmel, die schon mit 19 Jahren promovierte und sich mit 23 Jahren in Marburg habilitierte, als Frau eine ordentliche Professur verwehrt hat. Schimmel, die fließend Arabisch, Persisch, Türkisch, Urdu und Paschtu sprach, hatte viele Jahre als Lektorin am hiesigen Seminar für Orientalische Sprachen gearbeitet.

Ohne Chance auf akademischen Aufstieg in Deutschland begründete sie in Harvard ein Seminar für indo-islamische Kultur und erhielt dort 1970 eine Professur. Ihre Wahlheimat fand sie in Pakistan. 2003 starb sie im Alter von 81 Jahren in Bonn. In zahlreichen Publikationen trat Schimmel für ein besseres Verständnis von Christen und Muslimen und eine friedliche Koexistenz ein. 1995 erhielt sie dafür den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Ihre Positionen blieben allerdings zeitlebens umstritten. Kritiker und vor allem feministische Kritikerinnen warfen ihr bis zuletzt mangelnde Distanz zu extremistischen Strömungen im Islam vor.

Die erste Vorlesung der neuen Reihe hält bin Muhammad am 12. Juni ab 17 Uhr im Bonner Münster. Die Folgeveranstaltungen an den beiden nächsten Tagen zum Funktionsprinzip der Liebe und zum Wesen der Schönheit finden jeweils ab 16 Uhr im Festsaal der Uni (Hauptgebäude) statt. Um Anmeldung per E-Mail an lwiesenh@uni-bonn.de wird gebeten. wmr

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