Behandlung von undichten Trikuspidalklappen Uniklinik legt Studie zu Herzklappenerkrankung vor

Bonn · Das Herzzentrum am Uniklinikum Bonn hat die weltweit größte Studie zur minimal-invasiven Behandlung von undichten Trikuspidalklappen vorgelegt. Die Ergebnisse sind vielversprechend.

 Der Studienleiter Professor Georg Nickenig (rechts) und Dr. Marcel Weber von der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Bonn führen eine Katheter-Intervention durch.

Der Studienleiter Professor Georg Nickenig (rechts) und Dr. Marcel Weber von der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Bonn führen eine Katheter-Intervention durch.

Foto: Herzzentrum Bonn/Felix Heyder

Dass Patienten inzwischen auch mit gravierenden Defekten der Herzklappen (über)leben, ist der sich in Diagnostik, Therapie und Grundlagenforschung stetig weiterentwickelnden Herzmedizin zu verdanken. Doch während Aorten- oder Mitralklappen heute mit Erfolg minimal-invasiv repariert oder ersetzt werden, schienen vergleichbare Verfahren bei der Behandlung der Trikuspidalklappe bislang nicht realisierbar.

Nun allerdings besteht die Aussicht, dass sich auch diese Lücke schließen lässt. Unter Leitung von Professor Georg Nickenig – Kardiologe und Direktor der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Bonn – hat ein internationales Ärzteteam die weltweit größte Studie zur minimalinvasiven Behandlungen von Trikuspidalklappeninsuffizienz vorgelegt. Die Ergebnisse wurden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Lancet“ veröffentlicht.

Bei rund drei Millionen Menschen in Europa ist diese Herzklappe undicht, sie leiden an einer sogenannten Trikuspidalinsuffizienz. Bei dieser Erkrankung schließt die Klappe zwischen den beiden Kammern der rechten Herzhälfte nicht richtig, wodurch ein Rückstrom des Blutes in den rechten Vorhof entsteht. Unbehandelt kann dies schließlich zu Herzversagen und zum Tod führen.

„Die Behandlung einer undichten Trikuspidalklappe stellt seit Langem eine große Herausforderung für Kardiologen dar, da es sich um eine extrem komplexe und schwer zu behandelnde Herzklappe handelt“, so Nickenig. „Außer einem operativen Eingriff am offenen Herzen haben wir bisher kaum therapeutische Optionen bei der Behandlung.“ Wegen der hohen Mortalitätsraten werden chirurgische Eingriffe nur selten durchgeführt. Und zu Studienbeginn gab es noch keine zugelassene nicht-chirurgische Behandlung für Menschen mit moderater oder schwerer Trikuspidalinsuffizienz.

Bei der „Triluminate“-Studie zwischen August 2017 und April 2019 wurden Sicherheit und Wirksamkeit des „TriClip“-Verfahrens untersucht, das Ähnlichkeiten mit der Behandlung undichter Mitralklappen hat. Dabei wurden insgesamt 85 Patienten mit moderater oder schwerer Trikuspidalinsuffizienz an 21 Standorten in Europa und den USA mit dem neuen minimal-invasiven System zur Reparatur der Trikuspidalklappe behandelt. 17 dieser 85 Eingriffe wurden am Herzzentrum Bonn durchgeführt.

Kein Patient starb innerhalb der ersten 30 Tage nach dem minimalinvasiven Eingriff, und die Trikuspidalinsuffizienz verbesserte sich bei 86 Prozent der Patienten um mindestens eine Stufe. „Die Ergebnisse unserer Studie sind mehr als vielversprechend“, zieht Studienleiter Nickenig Bilanz. „Schwer kranken Patienten, die keine andere Option haben, können wir mit dieser neuen Therapie Hoffnung auf eine erfolgreiche Behandlung ihrer Krankheit machen.“

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