Forschung an der Universitätsklinik Bonn Bonner Doktorand liefert neue Erkenntnisse zu ADHS

Bonn · Marcel Schulze untersucht in seiner ADHS-Studie an der Uni Bonn Schwächen in der Sinnesverarbeitung. Der Bonner Doktorand erhält dafür einen Preis für Nachwuchswissenschaftler.

 Marcel Schulze erhielt eine Auszeichnung für seine Studie im Bereich der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung. 

Marcel Schulze erhielt eine Auszeichnung für seine Studie im Bereich der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung. 

Foto: UKB / Wislsperger

Einen Beitrag zur weiteren Erforschung von ADHS, der bekannten Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung, hat Marcel Schulze, Doktorand der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn (UKB), geleistet. Erkenntnisse aus seiner Studie können dabei helfen, Schwächen der Sinnesverarbeitung von ADHS-Patienten besser zu verstehen und nachzuvollziehen.

Für seine Abschlussarbeit erhielt der 31-Jährige nun eine Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler (den „Young Scientist Award“) der World Federation ADHD (Attention Deficit Hyperactivity Disorder). Das ist ein weltweiter Verbund zur Forschung und Behandlung von ADHS.

ADHS ist nicht nur bei Kindern und Jugendlichen ein Thema. Auch etwa 2,5 Prozent der Erwachsenen leben damit. Am häufigsten äußert sich ADHS durch eine Mischung aus Hyperaktivität beziehungsweise Impulsivität und einer starken Un­aufmerksamkeit.

Betroffene berichten häufig davon, dass sie von Sinneseindrücken überflutet werden. Dies kann durch einen fehlenden neuronalen Filtermechanismus erklärt werden. Das heißt, das Gehirn filtert irrelevante Reize nicht in dem Maße wie bei Menschen ohne ADHS heraus.

Eine Flut von Sinneseindrücken

Schulze hat in seiner empirischen Studie das Zusammenspiel des Seh- und Hörsinns untersucht. Das Ergebnis: „Wir konnten zum ersten Mal zeigen, dass bei ADHS-Patienten der Seh- und Hörsinn nicht so aufeinander abgestimmt sind wie bei Menschen ohne ADHS. Dies spiegelte sich in der Antwort auf verschiedene Reize und in der Gehirnaktivität wider“, sagt er. So sei die Gewichtung zwischen den Sinneskanälen nicht ausgewogen, sondern falle zugunsten des Hörsinns aus.

Schulze hat bereits Pläne, wie er an die neuen Erkenntnisse anknüpfen kann. Im Zuge einer Verhaltensstudie sollen erwachsene Betroffene versuchen, unterschiedlich schwere Aufgaben unter dem Einfluss verschiedener Sinnesreize zu lösen. Damit soll herausgefunden werden, ob und in welcher Weise der Erfolg der Sinnesverarbeitung von der Auf­gabenschwere abhängt.

Die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKB, Professorin Alexandra Philipsen, freut sich über den Erfolg ihres Doktoranden. „Durch die neuen Erkenntnisse können wir erwachsene Patientinnen und Patienten mit ADHS in Zukunft gezielter behandeln und ihnen eine bessere Verhaltenstherapie ermöglichen.“

Bisher wurde die Dimen­sion der Sinnesverarbeitung innerhalb der Diagnostik und Therapie bei erwachsenen ADHS-Patienten noch nicht berücksichtigt.

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