Bonner Studierende als Sprachbegleiter/innen Deutsch lernen für alle Lebenslagen

Bonn · Diskussionen helfen beim Lernen (auch solche über Grammatik): Ein Lehr-Modul der Bonner Universität bildet Studierende zu ehrenamtlichen Sprachbegleitern aus.

 Ohne Deutschkenntnisse geht in Deutschland kaum etwas. Zumindest, wenn man nicht gerade in der IT oder in der Hochfinanz arbeitet (Symbolbild).

Ohne Deutschkenntnisse geht in Deutschland kaum etwas. Zumindest, wenn man nicht gerade in der IT oder in der Hochfinanz arbeitet (Symbolbild).

Foto: picture alliance / dpa/Bernd Wüstneck

Wer nach Deutschland einwandert oder flüchtet und hier leben oder studieren möchte, der muss meist erst einmal die Sprache lernen. „In der Regel haben die Neuzugewanderten nach dem Absolvieren der vom Staat bezahlten Deutschkurse ein Niveau von B 2“, sagt Debora Flock, die an der Uni Bonn SKGM (Sprache und Kommunikation in der globalisierten Mediengesellschaft) und Komparatistik im Bachelor studiert. „Das reicht für einen Großteil des Arbeitsmarktes, aber nicht für akademische Berufe oder ein Studium, da wird normalerweise C 1 verlangt. Außerdem ist das Angebot für Fortgeschrittene viel kleiner.“

Flock ist eine Absolventin des „Mit-Sprache-Moduls“ der Philosophischen Fakultät an der Bonner Uni: Dort kommen Studierende zusammen, die sich ehrenamtlich in der Sprachbegleitung von Neuzugewanderten engagieren möchten. Sie nehmen an einem Block- oder Kompaktseminar teil und erwerben dort wichtige Kenntnisse zur Sprachvermittlung, aber auch zu Problemen, die Zugewanderte haben können. Im Anschluss an das Modul leisten sie mindestens 30 Stunden ehrenamtliche Arbeit, etwa in einem Sprachkurs. Für die Teilnahme und ihr Engagement erhalten die Studierenden Leistungspunkte.

„Ich wollte mich gerne vor Ort engagieren und habe mich an die Initiative »WiLo – Willkommen in Longerich« in der Nachbarschaft gewandt“, berichtet Flock, die im Kölner Norden lebt. Die Ehrenamtlichen von WiLo vermitteln ihr Interessierte, die ihre Deutschkenntnisse vertiefen wollen – dies geschieht dann in Sprachkursen über Zoom.

„Weil ich glaube, dass man beim Diskutieren sehr viel lernen kann“, hat Flock das Programm „Deutsch durch Diskutieren“ ins Leben gerufen. „Manchmal besprechen wir auch Grammatikthemen. Die Nachfrage ist wirklich hoch, zwischenzeitlich waren 19 Teilnehmer dabei, davon sogar zwei aus dem Iran, die erst noch nach Deutschland kommen wollen, um hier zu studieren.“

Beide Seiten können neue Kontakte knüpfen

Neben den Grundkenntnissen in Sachen Sprachbegleitung lernen die Studierenden im Mit-Sprache-Modul auch direkt während der Kurs-Tage junge Menschen kennen, die neu in Deutschland sind. So haben beide Seiten die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Die Studierenden erfahren mehr über die Probleme und den Alltag Zugewanderter, die jungen Leute, die zum Arbeiten oder Studieren nach Deutschland gekommen sind, können sich mit Fragen in Sachen Job oder Studium an die Studierenden wenden.

„Manche Dinge waren auch zu viel“, berichtet Flock. „Ein Teilnehmer wollte noch mehr Hilfe, die ich aber nicht leisten konnte, er kommt nicht mehr.“ Ukrainische Flüchtlinge hat sie bislang nicht im Kurs, allerdings beschäftigt der Krieg mit Russland auch ihre Kursteilnehmer: „Wir reden natürlich viel darüber, eine russische Teilnehmerin hat sich sogar Sorgen gemacht, dass die anderen Vorbehalte haben könnten.“

Zusammen mit einer anderen Bonner Studentin bietet Flock nach wie vor wöchentlich anderthalb Stunden „Diskutieren“ an, außerdem korrigiert sie Aufgaben und ist Ansprechpartnerin und Organisatorin. „Neulich habe ich mich dann zum Beispiel ein paar Mal nebenbei mit einer Teilnehmerin getroffen, die das C1-Zertifikat machen wollte, um hier zu studieren.“ Die 30 Stunden hat sie längst abgeleistet.

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